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#ARTHOME - Im Gespräch mit Galeristin Anahita Sadighi

Werbung | "So wie man sich persönlich weiterentwickelt und reift - wandelt sich auch das Zuhause.“, erzählt uns die Galeristin Anahita Sadighi und lässt uns einen Blick in ihre kunstreiche Wohnung werfen. Welchen Stellenwert dabei ihre Sofas, Bücher und Kunst einnehmen, verrät sie im Gespräch. Auf den ersten Blick in die vier Wände von Anahita Sadighi lässt sich die große Leidenschaft für Kunst erkennen. Mit mittlerweile zwei Galerien und einem Showroom versteht es sich schon fast von selbst, dass natürlich auch im Privaten diese Liebe für Antikes, Modernes und Zeitgenössisches gelebt wird.

Anekdote 1 - Schrank: “Ein chinesischer Hochzeitsschrank hat schon etwas Magisches. Ein Möbelstück das anlässlich einer Hochzeit angefertigt wurde und traditionell mit den ersten Hochzeitsgeschenken gefüllt wurde, stellt einen sehr romantischen Glücksbringer dar. Wie du siehst, weiß die hoffnungslose Romantikerin in mir diesen historischen Hintergrund besonders zu schätzen. (Lacht). Die minimalistische moderne Formensprache und reine Sachlichkeit ist zeitlos. Darüber hinaus ist die versteckte Geheimkammer des Schrankes auch sehr praktisch.”

Anekdote 2 - Stele: “Das ist eine weibliche Bedu Maske aus der Bondoukou Region (Elfenbeinküste) und eines meiner absoluten Lieblingsobjekte. Bedu Masken wurden von den Stämmen Bafana, Kulango und Degha angefertigt. Meistens wurden sie paarweise - weiblich und männlich - hergestellt. Die Tradition der Bedu Masken relativ jung, hat aber eine große Verbreitung in der Region erfahren. Man erkennt daran, dass die afrikanische Kunst keineswegs statisch ist, sondern stets im Wandel war und immer neue Traditionen entstanden sind. Die Bedu Masken haben allgemein beschützende Eigenschaften und das Gedankengut, das die Verwendung der Bedus begleitet - wie Fruchtbarkeit und Gesundheit - verdeutlichen die besondere Bedeutung für Frauen. Diesen Talisman möchte ich gerne für immer behalten. “

Anekdote 3 - Kissen: “Die Kissen habe ich anfertigen lassen aus Bakuba Textilien, die aus dem Kongo stammen. Diese Textilien sind einzigartig in ihrer Ausarbeitung, der Komplexität ihres Designs und ihrer Oberflächendekoration. Bei den meisten handelt es sich um rechteckige oder quadratische Stücke aus gewebten Palmblattfasern (Raphiastoffen), die mit geometrischen Mustern in Form von linearen Stickereien und anderen Stichen verziert sind. Sie werden so geschnitten, dass sie eine samtähnliche Oberfläche bilden. Ausschließlich Frauen schufen diese Textilien, die unter anderem für zeremonielle Röcke und Kopfbedeckungen verwendet wurden. Picasso war ein großer Fan dieser Textilien und ließ sich von ihrer künstlerischen Kraft inspirieren.”

Im Gespräch

In deinem Wohnzimmer lassen sich zahlreiche Kunstwerke entdecken. Nach welchen Kriterien wählst Du diese Objekte aus?

Bei der Auswahl der Kunstwerke die bei mir zu sehen sind, entscheide ich meist aus Gründen, die persönlich und emotional behaftet sind. Es gibt immer eine Story die das Kunstwerk erzählt und für mich so reizvoll macht. Die zeitgenössischen Arbeiten stammen beispielsweise oft von Künstler*innen, mit denen ich zusammengearbeitet habe oder die ich persönlich kenne. Natürlich haben die Werke von Künstler*innen, die ich auch in meiner Galerie zeige, eine besondere Bedeutung für mich. Insgesamt schaue ich immer, dass meine Sammlung von Vielseitigkeit geprägt ist, um mich von dem Schaffen verschiedener Kulturen inspirieren zu lassen. Die Arbeiten aus der Sammlung meiner Familie stammen aus vielen verschiedenen Kulturkreisen. Mir ist es ein besonderes Anliegen, diese kulturelle Vielfalt für die nächste Generation zu bewahren. 

Gibt es Regeln auf die geachtet werden sollte, wenn Kunst in die eigenen vier Wände einzieht?

Bei mir ist es oft „love at first sight“ (lacht). Aber Regeln würde ich in dem Zusammenhang nicht verwenden. Regeln passen besser im Jargon der „Kunst-als-Anlageobjekt“ - Sammler*innen. Dazu zähle ich mich grundsätzlich nicht. Wenn ich Kunst auswähle, dann primär aus anderen Gründen. Mir persönlich ist es wichtig, dass ich ein Kunstwerk in meinem Wohnraum als qualitative Steigerung meines Lebensgefühls empfinde und aus dem Zusammenleben mit den Werken Inspiration und Kreativität schöpfe. Ich lerne auch immer wieder Neues von meinen Kunstwerken. Das Schönste dabei ist, die Freude an Kunstwerken mit Freunden und Familien zu teilen.

Womit könnte gestartet werden, um das eigene Zuhause auch mehr und mehr in ein #ARTHOME zu verwandeln? Was waren deine ersten Kunstobjekte?

Eine alte Keramik aus Persien, deren Position sich nach Belieben verändern lässt und die man beispielsweise mit großen Blumen dekorieren kann, ist ein guter Start. Ein Print - nummeriert und signiert - mit einem schönen Rahmen ist ebenfalls ein guter Schritt in Richtung ARTHOME. Fotografien sind oft etwas leichter zugänglich und daher eine gute erste Anschaffung. Meine ersten Kunstobjekte waren alte persische Nomadenteppiche und abstrakte Malereien meines Vaters Hamid S. Neiriz. Eine afrikanische Maske aus dem Kongo gehörte auch zu meinen ersten Kunstobjekten. Tribal Art ist heute eine große Leidenschaft von mir, nicht nur wegen seines historischen Einflusses auf die europäische Moderne.

Ankedote 4 - Büste: “Die Büste ist ein Geschenk an meinen Verlobten Lucas. Es ist der Kopf eines alten griechischen Gelehrten aus dem 3./4. Jahrhundert vor Christus und passt daher sehr gut zu ihm (lacht). Mir gefällt die längliche Kopfform, der feine Lockenkopf und der kontemplative Blick des Portraitierten. Das Objekt strahlt friedvolle Ruhe und stoische Weisheit aus. Auf einem modernen Designobjekt platziert entsteht ein wunderbarer Kontrast, der die alte Figur mit neuem Leben erfüllt. Bei gedämmten Licht und Kerzenschein schimmert der weiße Marmor so schön. “

Das Sofa freistil131, entworfen von Meike Harde ,überzeugt durch eine bequeme Polsterung mit großer Sitztiefe und einem ausdruckstarken geometrischen Design in Kombination mit einer weichen Formsprache. Für jede Raumgröße das Richtige: Einzelsofa mit oder ohne Polsterbank und Ecksofa.

Das Sofa freistil131 strahlt klare Gelassenheit aus, dass schon der Anblick für ein bisschen mehr innere Ruhe sorgt. Ein Sofa für meditative Konzentration oder achtsames Entspannen. Entworfen wurde das 131 von Meike Harde. “Bei freistil131 lag mein gestalterischer Schwerpunkt auf einem ruhigen geradlinigen Sofa, das durch wiederholte Rundungen und große Radien hohen Komfort ausstrahlt.”, so die Designerin. Ebenfalls von Meike Harde entworfen, der Tisch (Bild rechts) freistil193. Er wirkt so modern und klar, als hätte sich die Natur mit der Technologie im Wald getroffen. Der Couchtisch und Beistelltisch aus Eschenholz scheint wie aus einem Stück gemacht und beflügelt lockere Tischrunden ebenso wie große Momente allein.

Anekdote 5 - Teppich: ”Meine Teppiche wechsele ich gerne und oft aus. Mein Herz schlägt für antike großformatige Teppiche. Wer einmal einen alten Teppich besessen hat, der wird danach nicht mehr ohne leben wollen. Einer meiner US-amerikanischen Lieblingsautoren, Edgar Allan Poe, sagte bereits: „Der Teppich ist die Seele des Zimmers, nach ihm müssen sich nicht nur die Farben, sondern auch die Formen der Gegenstände richten, die auf ihm Platz finden sollen. Ist er groß, so kann er eine große Zeichnung haben. Ist er klein, so muss er eine kleine habe.“ Das trifft es ziemlich gut. Mein aktueller Teppich ist ein turkmenischer Teppich aus dem 19. Jahrhundert. Die charakteristischen rot- und erdfarbenen Töne dieser Art von Teppichen verleihen dem Raum eine warme und gemütliche Atmosphäre. Ich sitze auch gerne auf dem Teppich, vor allem auch, wenn viele Gäste zu Besuch sind.”

Mit zwei Sofas bietet dein Wohnzimmer reichlich Platz. Wofür nutzt Du deinen Wohnbereich? 

Ein großes Sofa ist natürlich vorteilhaft, wenn man gerne Gäste zu Besuch hat (Lacht)! Meine Sofas sind nie auf einen Bildschirm ausgerichtet sondern auf Bücher, Kunst und eine Musikanlage. Mein Wohnbereich ist ein Ruhepol für mich, hier kann ich mich entspannen. Am Sonntag verbringe ich oft stundenlang auf dem Sofa und lese ausgiebig Bücher und Zeitung. Ich höre sehr viel Musik und tanze gerne, auch wenn ich alleine bin.

Deine Galeriearbeit ist von stetigem Wandel geprägt. Wie beständig ist dabei deine Wohnraumgestaltung, oder änderst Du diese vielleicht auch regelmäßig?

Mein Wohnraum ist tatsächlich stets im Wandel. Das trifft in gewisser Weise auch auf mich und meine Arbeit als Galeristin zu. Ich glaube daran, dass unser Wohnraum uns vor Augen führen kann, was wir erlebt haben, welche Werte und Ideen wir schätzen und welchen Weg wir gehen möchten. Der Mensch kommt vom Wasser, lebt auf der Erde und träumt vom Fliegen. Die Menschheitsgeschichte zeigt, dass wir immer ein Bedürfnis danach verspürt haben, unseren Lebensraum zu dekorieren und ihm einen tieferen Sinn zu geben. Ich liebe es, die Dekoration zu verändern, neue Arrangements auszuprobieren und beispielsweise die Petersburger Hängung im Wohnzimmer zu erweitern. Man fühlt sich ja auch im Leben immer wieder zu neuen Dingen hingezogen und entwickelt sein eigenes Empfinden für Ästhetik. Diese Transformationen spiegeln sich dann auch im Wohnraum wider. Das finde ich spannend und inspirierend. Der Wohnraum als identitätsprägender Raum: So wie man sich persönlich weiterentwickelt und reift - wandelt sich auch das Zuhause.  

Anekdote 6 - Bilder: “Die Bilder kommen aus unterschiedlichen Kulturen und Jahrhunderten. Sie reichen von persischer Miniaturmalerei und japanischen Ukiyo-e Farbholzschnitten über Lithographien von Picasso und Collagen von Matisse bis hin zu zeitgenössischer Malerei und Fotografie. Die Bilderwand ist ein Spiegel meiner sich stets im Wandel befindenden Galeriearbeit und stellt eine Brücke zwischen europäischer und asiatischer Kunst dar.”

Gibt es noch absolute Wunschobjekte auf deiner Interior-Liste?

Ich hätte gerne eine ägyptische Büste, am liebsten die Nofretete. (lacht) Aber im Ernst altägyptische Kunst fasziniert mich seit meiner Kindheit. Der Besuch des ägyptischen Museums in Berlin stellte immer ein Highlight für mich dar. Eine Skulptur aus dieser geheimnisvollen und faszinierenden Kultur zu besitzen wäre natürlich ein Traum. Auf meiner Liste steht auch ein Relief eines mythologischen Wesens aus der Antike, zum Beispiel ein persischer Löwe. So ein Objekt verleiht einem bestimmt Kraft. Das würde ich am liebsten als architektonisches Element im Wohnraum integrieren. Überhaupt entsteht durch die Integration antiker Objekte in modernen Räumen ein wunderbarer Dialog der Epochen. Wenn ich eines Tages den Platz haben sollte, möchte ich auch unbedingt ein altes chinesisches Opiumbett haben, das frei im Raum steht. Diese großen zeitlosen Möbelstücke mit feiner Ratanflechte lassen sich vielfältig als Tisch, Anrichte, Podest für Skulpturen, Bücher und Blumen, aber auch als Bett verwenden.  

Wo in Berlin lassen sich interessante Objekte finden, hast Du Empfehlungen?

Bei mir in der Galerie natürlich. (lacht) Der UdK Rundgang ist ein besonderes Happening bei dem man die Ateliers und Werkstätte der jungen Künstler*innen besuchen kann. Auf dem Antiquitätenmarkt und Flohmarkt der Straße des 17. Juni habe ich auch schon manches Juwel gefunden. Vor allem wer Sonntags früh am Morgen hingeht, wird belohnt. Im Umkreis des Savignyplatzes gibt es viele interessante Läden für zeitgenössisches Design. Die traditionelle Adresse für Antiquitäten und Vintage befindet sich in der Suarez Straße in Charlottenburg. Übrigens auch mein persischer Lieblingssupermarkt „Tehran“, der besonders schmackhafte Objekte im Angebot hat.

Anekdote 7 - Fensterobjekt: “Es handelt sich um ein altes chinesisches Fenster. In der traditionellen chinesischen Architektur sind Fenster ein bestimmendes Element. In China kommt ihm eine besondere handwerklich-ästhetische Aufmerksamkeit zu. Stärker als in der „westlichen“ Architektur war die chinesische Architektur bis in neuere Zeit von der Verwendung von Holz geprägt.

Über Jahrtausende wurde eine auf handwerklicher Kunstfertigkeit beruhende und in der Kultur und Religion Chinas tief verwurzelte Tradition entwickelt und kultiviert. Regional am weitesten verbreitet sind die Zeugen dieser Handwerkskunst im Süden Chinas (südlich des Yangtse-Flusses). Chinesische Fenster waren nicht verglast und Öffnungen wurden - je nach Klima – mit Papier geschlossen. Das verwendete Papier war sogar zusätzlich oft bemalt. Das Fenster ist ein ästhetischer Akzent.”

Mehr über Anahita Sadighi:

Auf Instagram @berlinartlover

Anahita Contemporary / Anahita Arts of Asia / Studio4Berlin

Mehr über das freistil 131

Auf Instagram @freistil_rolfbenz

Bilder: freistil ROLF BENZ | Interview: Wilkin Schröder

Dieser Beitrag ist in Kooperation mit freistil ROLF BENZ entstanden.