Sizilianisch für Anfänger! Zitronenmomente mit Averna
Werbung | Das bessere Kennenlernen führt, früher oder später, doch auch immer zum Herkunftsort, oder? Da geht es dann zum Geburtshaus, es gibt jede Menge Anekdoten und man trifft auf Bekannte, die auch ihren Teil mit Geschichten dazu beitragen. In gemütlichen Runden wird dann die eine oder andere Begebenheit preisgegeben und so ganz allmählich erschließt sich ein bis dato eher unbekannter Kosmos. Genau so eine Begegnung hatten wir mit Averna! Eine Reise nach Sizilien zum Ursprungsort des bekannten Kräuterlikörs, gesellige Abende und ein Stück sizilianische Lebensfreude im Handgepäck.
Von Berlin geht es nach Catania. An der Ostküste am Ätna gelegen, ist sie die zweitgrößte Stadt Siziliens. Direkt an Europas höchsten aktiven Vulkan gebaut, lockt die barocke Hafenstadt mit imposanten Gebäuden und den ersten kulinarischen Köstlichkeiten der Reise, wie Cannoli und Arancini. Letztere sind auch unser Pausensnack auf dem Weg nach Caltanissetta. Ihr Aussehen erinnert an kleine Orangen, allerdings bestehen sie aus Reis, unterschiedlichen Füllungen und werden frittiert. Sehr empfehlenswert!
Vom Klostergarten in die Welt
Das Kloster Santo Spirito von Caltanissetta ist der Ort an dem der Kräuterlikör erfunden wurde, der nun seit bereits 150 Jahren unter dem Namen Averna überall auf der Welt bekannt ist. Der Kapuzinermönch Girolamo stellte sich ein kräuterhaltiges Tonikum zusammen, um der anhaltenden Hitze zu trotzen. Wichtigster Bestandteil sind die Schalen der Zitrusfrüchte aus dem Klostergarten. Im Laufe der Jahre kamen dann noch Gewürze hinzu, die seine Ordensbrüder von weiten Reisen mitbrachten. Am Ende seinen Lebens vermachte der Klostervorsteher dieses Arznei-Rezept dem reichen Textilhändler Don Salvatore Averna aus Dankbarkeit für seine langjährige Unterstützung des Klosters. Die Avernas merken schnell auf Familienfesten, dass dieses Kräuterelixier sich besonderer Beliebtheit unter den Gästen erfreut. Der Sohn von Don Salvatore baut die Herstellung schließlich industriell aus und die Erfolgsgeschichte nimmt so seinen Lauf.
Ein Glas Averna wird im 20. Jahrhundert zu dem klassischen Digestif nach dem Essen und ist so beliebt, dass König Vittorio Emanuele III die Avernas 1912 zu königlichen Hoflieferanten erklärt. Nach einer ausführlichen Führung durch die Produktionsstätten, die sich unweit des Klosters befinden, schließen wir den Rundgang selbstverständlich mit einer Verkostung in den historischen Gästeräumen ab. Eiswürfel, Orangenschale, wahlweise Salbei, Minze oder Rosmarin und das Averna Ritual in den klassischen Womb-Gläsern kann beginnen. Dazu „rollt“ man das Glas vorsichtig hin und her, um so den Essenzen mehr Entfaltungsmöglichkeiten einzuräumen. Salute Amici!
Granita gegen die Mittagshitze
Unser nächsten Ziel ist die spätbarocke Stadt Modica im Val di Noto. An den Hängen des Monti Iblei zieht sich die Stadt mit den vielen beigen Häusern bis runter ins Tal, dort wo eigentlich noch vor 300 Jahren ein Flusslauf war. Besonders beeindruckend ist das Panorama der Stadt mit seinen imposanten Kirchen San Pietro und San Giorgio. Mittendrin Palmen und unzählige Orangen- und Zitronenbäume. Nach etlichen Treppen und Gassen wird es Zeit für eine Erfrischung. Granita! Ein eher körnig-kristallines Sorbet, das uns bei den heißen Temperaturen angenehm erfrischt. Klassisch mit den Früchten des Maulbeerbaums, die in dieser Region überall wachsen. Dass man Granita aber auch durchaus den nötigen Schwung verleihen kann, lässt sich bei unserer Mitreisenden Simone ganz einfach nachlesen. Ihr Granita-Rezept verführt mit Limone und Averna!
Modica … La Bellezza Siciliana
Nach dem Eis ist vor der Schokolade … so könnte durchaus eine sizilianische Lebensweisheit klingen, oder? Nicht ganz, dennoch geht es nach dem kühlen Genuss zur Antica Dolceria Bonajuto. Seit sechs Generationen stellt die Familie in Modica Schokolade her. In der Manufaktur bekommen wir den Weg von der Bohne zur Tafel anschaulich erklärt. Das Geheimnis der Bonajuto-Schokolade? Sie wird ohne Milch, nach typisch südamerikanischer Herstellungsweise seit 1880 unverändert hergestellt. Eine Melasse aus Kakaopulver und Zucker wird in einem Walzverfahren zusammengemengt. Das Ergebnis ist eine reichhaltige Schokolade mit kristalliner Konsistenz in der Masse, die sofort im Mund schmilzt. So bewahren die Rutas den Geschmack der Kakaobohne. Im Innenhof lädt uns Pierpaolo Ruta zu einer Schokoladenverkostung ein. Selbstverständlich darf ein Gläschen Averna nicht fehlen, natürlich in Kombination mit einem Espresso und einem Stück Schokolade. Auch ein Digestif kann ein Wachmacher vor dem Abendessen sein.
Dolce far niente
Von Arancini bis zu Käse aus Ragusa
Im Restaurant Accursio wurden wir am Abend mit sizilianischen Köstlichkeiten bekannt gemacht. Sternekoch und Inhaber Accursio Craparo nimmt uns mit auf eine Reise südsizilianischer Spezialitäten von Arancini bis zu Käse aus Ragusa. Er verwandelt die vermeintlich ländliche Hausmannskost der Region in feine Speisen ohne allerdings dabei ihren eigentlichen Charakter zu verfälschen. Die hohe Kunst des Kochens liegt für ihn in den grundlegenden Rezepten aus denen er regionalspezifische Highlights kreiert. Und wenn ein junger Gast nun mal lieber Nudeln mit Tomatensauce möchte, dann ist das für ihn genauso wichtig!
Zum Abschluss widmen wir uns natürlich wieder dem Averna Ritual, dieses Mal gesellt sich auch die neueste Kreation aus dem Hause Averna dazu. Anlässlich des 150jährigen Firmenjubiläums wurde zu Ehren des Gründers Don Salvatore, der gleichnamige Likör erdacht. Allerdings wird dieser 18 Monate in Eichenholzfässern gelagert in denen vorher Grappa ruhte.
Ach ja … die Anekdoten! Davon gab es reichlich Amüsante, die erzählen wir aber lieber demnächst in großer Tischrunde, natürlich in Begleitung eines Gläschen Averna. Salute!
Fotos & Text: Wilkin Schröder