RCYCLNG: Superwood von Studio Sofia Souidi
Werbung | Die Menge an Holzverbrauch pro Person steigt jährlich und das liegt auch am Konsum kurzlebiger Möbel. Dabei entscheidet nicht nur die Qualität die Lebensdauer, sondern auch unser Umgang mit diesen Holzprodukten. Viele Möbel sind lackiert oder mit Formaldehyd verklebt. Sie enthalten Schadstoffe und können nicht recycelt werden. Ein ästhetisches Material zu entwickeln, das ohne Schadstoffe auskommt, aus recycelten Komponenten besteht und so gestaltet ist, dass es nicht lackiert oder beschichtet werden muss, ist das Ziel des Projekts Superwood von Produktdesignerin Sofia Souidi.
Seit Jahren werden für die Herstellung von schnelllebigen Möbeln zu günstigen Preisen unberührte Wälder abgeholzt. Eine Entwicklung, die auch durch den unbändigen Hunger nach immer mehr „Neumöbeln“ beschleunigt wird. Das schadet nicht nur der Umwelt, sondern verursacht Massen an Sperrmüll. Denn momentan wird der überwiegende Teil auf den Entsorgungshöfen nicht weiterverwertet.
Im Jahr 2019 begann das Superwood-Projekt mit der Idee, ein Holzmaterial ohne negative Auswirkungen auf den menschlichen Körper und die Umwelt zu schaffen. Ziel war es, Abfälle aus der Holzindustrie zu nutzen und mit einem natürlichen Bindemittel zu verbinden. Dabei wurden sehr gute Ergebnisse mit Kaseinkleber erzielt, der in der Geschichte unter anderem für den Bootsbau verwendet wurde. Inzwischen wird das Material mit dem Fraunhofer-Institut für Holzforschung entwickelt und übertrifft die herkömmlichen Stabilitätsstandards von komprimiertem Holz. Mit seiner fein marmorierten Oberfläche und außergewöhnlichen Stabilität kann Superwood auf viele verschiedene Arten verwendet werden, beispielsweise im Möbeldesign, als Akustikmaterial oder für architektonische Anwendungen.
Superwood ist ein neuer Faserplattenwerkstoff, der für die Möbelindustrie entwickelt wird. Er wird aus recycelten Holzfasern hergestellt, die mit Kaseinleim vermischt in Platten gepresst werden. Kaseinleim ersetzt die formaldehydbasierten Klebstoffe, die bei der Herstellung von herkömmlichen MDF-Platten verwendet werden und nachweislich krebserregend wirken. Es ist ein schadstofffreier Leim, den schon die Ägypter zum Bootsbau verwendeten. Das Material wird aus Altholz hergestellt, um den hohen Rohstoffverbrauch zu minimieren und Ressourcen zu schonen.
Sofia Souidi gründete nach ihrem Master am Royal College of Art in London ihr Studio für Produktdesign in Berlin. Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung und dem Design langlebiger, nachhaltiger Produkte und Materialien. Das Zusammenspiel von Materialität, Farbe und Form ist ein wichtiger Teil ihrer Arbeit. Gleichzeitig spielt das Verständnis des industriellen Herstellungsprozesses eine wichtige Rolle im Entstehungsprozess.
Fünf Fragen an Sofia Souidi
Wie entstand die Idee zu Superwood?
Ich bekam nach dem Drechseln eines Modells aus Mdf einen starken Ausschlag im Gesicht. Es war wie sich herausstellte eine Kontaktallergie auf das Material. Da ich nicht genau wusste, woher die Reaktion kam, begann ich mich mit den Inhaltsstoffen von MDF Platten auseinander zu setzten. Gleichzeitig schenkte mir jemand ein Buch über Künstler und deren Arbeit mit Pigmenten. Da las ich etwas über die Verwendung von Casein als Malgrund und auch als historischen Klebstoff. Ich begann kleine Platten aus Holzfasern mit dem Klebstoff bei mir im Studio zu pressen und war erstaunt, wie hart die Verbindung des Klebers war obwohl sie ohne künstliche Zusätze bestand. Also entschied ich mich, daran weiter zu arbeiten.
Wie kann Superwood eingesetzt werden und was sind die Vorteile?
Superwood kann genauso eingesetzt werden wie Holz. Es kann gebohrt, geschliffen, gesägt, gefräst werden. Es kann für Möbel wie auch für großflächige Wandverkleidungen benutzt werden. Da das Material nur aus Reststoffen also aus Altholz und Lebensmittelresten hergestellt wird, schont es natürliche Ressourcen. Ausserdem sind im Vergleich zu anderen verleimten Holzarten keine krebserregenden Formaldehyd Klebstoffe enthalten. Das heisst es kann unbedenklich im Wohnraum eingesetzt werden.
Welche Veränderungen würdest Du Dir in der Möbelindustrie wünschen?
Ich würde mir wünschen, dass der Trend weg von Fast Furniture geht und die Menschen bereit sind, mehr in langlebige Möbel und gute Materialien zu investieren.
Worauf legst Du bei deinen Designs die Schwerpunkte?
Auf eine Balance zwischen emotionalen und funktionalen Elementen zu entwickeln und eine Geschichte mit der Gestaltung erzählen zu können. Ich glaube, dass ein Produkt, das diese Elemente einbezieht, mehr Bedeutung für seine Benutzer hat, nicht so schnell ersetzt wird und daher eine längere Lebensdauer hat.
Woran arbeitest Du gerade?
Ich arbeite mit dem Fraunhofer Institut fur Holzforschung weiter an dem Material Superwood. Ich möchte die Materialeigenschaften noch weiter optimieren. Ausserdem entwickle ich eine Kollektion von verschiedenen Oberflächen und ein Möbelstück aus dem Material.
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Auf Insta @sofiasouidi
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Bilder: Studio Sofia Souidi | Text: Wilkin Schröder; Presseinfos