Zu Besuch bei We Are Studio Studio
Werbung | Für unseren neusten Studiovisit hat es uns nach Hamburg verschlagen. Direkt über der Møbelwerft, einer großen Tischlerei mit viel schwerem Gerät und lauter Musik, findet sich das Atelier von Ini Neumann und ihrem Label We are Studio Studio. Neben Keramik entstehen hier Möbel und die wunderschönen Køkken Küchen. Wir haben Ini mit Fragen gelöchert über ihren Werdegang und ihre Pläne für die Zukunft gesprochen.
Ini, dein Studio ist beeindruckend, alles scheint so wahnsinnig im Zen zu sein. Wie bist du hier gelandet?
Ach, danke! Ich verbringe auch unglaublich gerne Zeit in meinem Studio. Es befindet sich in der Werkstatt der Møbelwerft, der Tischlerei meines Partners Thorben. Als vor ein paar Jahren der Raum bei ihm frei wurde, habe ich dort mein Studio nach und nach eingerichtet. Dabei habe ich immer wieder versucht, den Raum den Arbeitsprozessen anzupassen und zu optimieren. Für die Arbeit mit Ton ist er eigentlich etwas zu warm im Sommer, aber das Licht ist so magisch. Das ist wirklich besonders. Selbst bei schlechtem Wetter ist es so unglaublich schön hier.
Wer steckt alles hinter `We are Studio Studio`?
Thorben und ich. Thorben hat seit 17 Jahren eine große Tischlerei in Hamburg mit der Spezialisierung auf hochwertige Innenausbauten, Ladenbau und vor allem Küchen. Ich wiederum bin Illustratorin und Kommunikationsdesignerin und arbeite seit 2004 als freie Designerin und Illustratorin für Agenturen, Magazine sowie Direktkunden.
Wie kam es, dass du dich für den Werkstoff Ton entschieden hast? Was schätzt du an Ton?
Die Liebe zur Keramik begleitet mich bereits seit meiner Kindheit und seit Jahren sammle ich Keramiken von Künstler*innen aus aller Welt. Irgendwann kam dann der Zeitpunkt, an dem ich mich in dem Feld selbst probieren wollte. 2013 habe ich so das erste Mal einen Kurs belegt, der mir einen guten Einstieg verschafft hat. Danach ging es für mich autodidaktisch weiter, wobei ich viele Bücher dazu gelesen oder Videos angesehen habe. Auf dem Weg sind mir einerseits zahlreiche Fehler unterlaufen; andererseits habe ich dadurch enorm viel gelernt und auch wenn es teilweise sehr frustrierend war, hat mich das Töpfern nicht losgelassen. Ton ist zudem sehr geduldig. Es ist so wohltuend, die eigenen Hände in diese kühle, weiche Masse zu tauchen. Das Arbeiten mit Keramik und vor allem auch das Drehen an der Scheibe sind so meditativ und therapeutisch; es lehrt dich so viel über dich selbst.
Wir haben bei unserem Besuch ja schon ein paar Werke aus eurer Kooperation mit Ralf Nietmann gesehen, magst du uns mehr darüber erzählen?
Ralf und ich kennen uns seit fast 20 Jahren. Er ist einer meiner ältesten Freunde in Hamburg. Wir haben schon zusammen in Werbeagenturen gearbeitet und auch zusammen freiberuflich Kunden betreut. Dass wir gemeinsam ein Keramikprojekt umsetzen wollen, stand bereits länger im Raum. In diesem Jahr war es nun soweit: “2020” heißt unsere erste gemeinsame Kollektion, bestehend aus 20 Krügen und 20 Obstschalen. Alle mit unterschiedlichen Motiven und auch in Größe sowie Form leicht verschieden. Absolute Unikate in sehr kleiner Auflage. Die ersten 10 Sets werden wir in den nächsten Wochen launchen.
Wie kann man sich deinen kreativen Schaffensprozess vorstellen, wie kommst du auf neue Formen?
Meine Inspiration kommt aus allen Ecken. Mal ist es Mode, mal die Natur, andere Bereiche des Handwerks, Kunst oder ein Reise in eine andere Stadt. Ich brauche in jedem Fall viel Input und sauge alles auf wie ein Schwamm. Die Ideen entwickeln sich dann meist in der Ruhe und auch im „Machen“. Formen für z.B. Vasen entstehen meistens an der Scheibe. Ich überlege mir vorher keine konkrete Form, sondern lasse die Form zu mir kommen.
Welches ist dein absolutes Lieblingsstück aus deinem Sortiment?
Die Pino Bowls mit meiner “Birdy”-Glasur liebe ich sehr. Gerade habe ich noch eine neue Tasse entwickelt, die demnächst kommt und mit der ich sehr zufrieden bin. Ich stehe außerdem total auf die Fine Cups und die Oto Bowls. Vor allem lassen sich alle Keramiken so schön kombinieren – zusammen ergeben sie ein perfektes Tisch-Ensemble.
Wer sind deine Keramik-Heros, wen sollte man unbedingt kennen?
Abid Javed (@abid.jav) finde ich großartig; er hat eine unglaublich schöne Formsprache. Franca-Christina Christophersen (@franca_christophersen) hat gerade ihre Ausbildung bei Tortus Copenhagen abgeschlossen und ist sehr talentiert im Umgang mit Formen wie auch Glasuren. Vor allem mag ich ihre wahnsinnig präzise Art zu drehen. Darüber hinaus mag ich @studioaarhus, @taniawhalenceramics, @farmers_studio, @handandfire und @nur_ceramics sehr. Es gibt einfach so viele tolle Künstler*innen!
Was würdest du Keramikanfängern mit auf den Weg geben?
Practise. Practise. Practise. Gib nicht auf, wenn etwas nicht klappt! Und: Finde den Austausch mit anderen Keramiker*innen. Die Community ist wahnsinnig hilfsbereit und supportend.
Neben Keramik machst du ja auch noch weiteres tolle Projekte, welche sind das?
Ich arbeite als Illustratorin und Art-Direktorin, entwickle Logos und Corporate Identities für andere Labels sowie Studios. Außerdem mache ich Stylings für Interiorprojekte und entwickle gerade mit einer Freundin ein Kinderbuch.
Und wo wir schon mal in Hamburg sind, was sind deine 3 ultimativen Hamburg-Tipps?
Das Pflanz Kafka in Altona ist wunderschön und bietet neben Blumen, Pflanzen auch leckeren Kuchen. Sautter+Lackmann ist eine wunderschöne Buchhandlung mit einer mega Auswahl an Design und Kunstbüchern. Und last but noch least; ihr wart ja schon dort: Ich liebe das Standard auf St. Pauli, eine stilvolle Aperitivo-Bar mit den besten Drinks.
Bilder & Interview: Jules Villbrandt