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Doménico C. V. Talarico

Selbstportrait von Doménico C.V. Talarico

Doménico, wo sind deine Wurzeln und woher kommt dein unglaublicher Name?


Welcher meiner Namen? Ich habe insgesamt drei und einen Nachnamen. Das macht vier Wörter auf meinem Personalausweis und zweieinhalb auf allen anderen, weil das sonst viel zu lang ist. Darum kürze ich meinen Namen auch ab. Das C. V. in meinem Namen steht für Carmine Venturo. Geboren und aufgewachsen bin ich in der hessischen Kleinstadt Gießen, in unmittelbarer Nähe zu Frankfurt am Main. Mein Vater ist ursprünglich aus Italien und meine Mutter ist Deutsche.


War schon immer klar, dass du gerne malst und Maler werden möchtest?


Ich war schon immer für das Malen und Kritzeln zu begeistern. Als Kind konnte man mir mit Stiften die größte Freude machen - Man konnte jeden Einkauf problemlos überstehen, wenn man mir nur das Farbstiftregal zeigte. Und in der Schule zog ich die großformatige Malerei Französisch vor. Ganz klar Maler zu werden war ich mir damals noch nicht. Auch nicht während meines Kunstabiturs. Auch heute bin ich mir da gar nicht so sicher, denn ich sehe mich vielmehr als Künstler im weiten Sinne als schlicht Maler zu sein. Ich fertige schließlich auch Illustrationen und Collagen an. Dazu kommt das ganze Drumherum wie Organisationen und Weintrinken dazu, was zum Künstlerdasein gehört, was ich ebenfalls als einen künstlerischen Akt bezeichnen würde.

War Acryl schon immer dein Medium? Und wann bist du am produktivsten?


Ich fing mit Tusche-Illustrationen an. Am Anfang verzichtete ich gänzlich auf Farbe und ließ alle meine Arbeiten in Schwarz Weiß. Dann kam Aquarellfarbe hinzu. Mit dem Pinsel konnte ich aus meiner sonst so akkuraten und präzisen Arbeitsweise ein Wenig ausbrechen, konnte freier, grober und abstrakter arbeiten. Ich empfand Gefallen daran schließlich meine Arbeitsweisen zu kombinieren und die Acrylmalerei war dann der nächste Schritt. Ich bin jemand, der sehr ungeduldig sein kann und so entschied ich mich für die Acrylfarbe. Manchmal vermisse ich die Vermalbarkeit der Ölfarbe, wenn es um Übergänge geht, allerdings berühre ich ständig meine Leinwände beim Malen und auch beim Herumräumen (Ich male fast immer an mehreren Bildern gleichzeitig) - Ich würde ALLES wieder abwischen, würde ich mit Ölfarbe hantieren... (haha) Ich male am Liebsten in der Nacht. Dazu höre ich in aller Ruhe Musik, trinke Tee und habe gefühlt alle Zeit der Welt für meine Bilder. Wenn ich viel zu tun habe, arbeite ich auch tagsüber an den Bildern.
 

Hast du auch mal keine Lust den Pinsel in die Hand zu nehmen? Und was machst du dann?


Klar. Ich nehme mir zwar vor jeden Tag zu malen, das klappt in der Realität nicht so gut. Wenn ich keine Lust habe, dann kommt auch kein Pinselstrich zu Stande. Ich backe sehr gerne Kuchen oder erkunde bei Spaziergängen die Stadt. Ich treffe mich auch gerne mit Freunden und trinke süßen Alkohol.


Wer sind deine Helden? 


Menschen, die den Status Quo hinterfragen und sich von der Gesellschaft in ihrem Denken und auch Handeln nicht einschränken lassen (wollen). Menschen, die frei von religiösen Zwängen leben und dadurch selbst ihr Moralempfinden schulen. Und Leute, die besser Kuchen backen können als ich.


Deine Bilder haben fast immer alte Fotos als Grundlage, wo suchst du nach ihnen und was ist ausschlaggebend dafür, dass du sie auch wirklich malst? Der Blick? Die Haltung? 


Mich faszinieren die Menschen, die sich hinter den Bildern befinden. Die Fotos, die ich verwende, sind alle schon älter. Daher wird wohl kaum noch jemand von ihnen am Leben sein. Ich stelle die Vergangenheit Unbekannter Menschen in einen neuen Kontext, in eine fiktive Welt, in der sie praktisch wiederaufleben können. Dafür durchwühle ich unzählige Kisten bei Trödlern und auf Flohmärkten, suche auch im Internet, wenn ich eine bestimme Vorstellung habe. In der Regel kaufe ich die Bilder, die eine besondere Ausstrahlung auf mich ausüben. Das kann bei älteren Karten ein klarer Blick sein. Das kann aber auch die Szenerie als Solche sein, die ich ansprechend finde. Ich habe eine Sammelsurium-Board, an der ich Fotografien und Schnickschnack pinne. Dort warten sie dann, bis ich mir was ausgedacht habe. Manchmal begegnen mir die Leute auch im Schlaf oder ich wache mit einer Idee zu einem besonderen Bild auf. Manchmal muss ich dann dafür extra ein passendes Bild suchen - Dass ich das Gemälde dann tatsächlich schon anfange ist nicht gesagt. Vielleicht hängt es dann an meiner Wand und sieht mir beim Malen zu. Sowas lässt mich jedoch nur schwer los...


Du bist ja mittlerweile ein richtiger Experte um Epochen auf Bildern festzustellen, welche Dekade magst du Stil mäßig am liebsten am liebsten?


Zurzeit finde ich die Dekade der 30er + - sehr spannend. Die Menschen begannen sich Kleinformatkameras zu leisten und fotografierten sich und ihre Lieben im Alltag und bei Ausflügen. Plötzlich keinen Fotografen mehr zu benötigen und so Erinnerungen ohne Hilfe festzuhalten war etwas vollkommen Neues für viele. Einige Bildausschnitte wirken auf den ersten Blick unstimmig: es sind Dinge abgeschnitten und andere zu sehen – Wir würden das heute alles ganz anders machen. Es ist der unschuldige Blick und die Unvoreingenommenheit beim Fotografieren aus dieser Zeit, die aus den Schnappschüssen kleine Kunstwerke machen. Kabinettaufnahmen zwischen 1890 bis 1920 finden auch ihren Weg in mein Sammelsurium.

Martini oder Champagner?
Martini Bianco


Lieblingsfilm?
#1 - 8 1/2 #2 - Shortbus #3 - Kikis kleiner Lieferservice
 

Berge oder Meer?
Berge. Ich mag kein Salzwasser und keinen Sand. Und wenn es zu warm ist auch keinen Sonnenschein...


Dandy oder Hipster?
Die Frage ist sehr leicht zu beantworten und benötigt doch etwas mehr Text. Denn Mehr ist Mehr: Dandy. Ästhetisches Empfinden mit höchsten Ansprüchen gewinnt immer gegen die 90er Jahre und Prisma-WölfeFuchsEulenKatzenBären-Tattoos „wink“-Emoticon Ich werfe aber einen dritten Begriff in den Raum: Die Crazy Cat Lady - Die zieht sich immer gemütlich an und hat Ästhetik rund um die Uhr um sich! Zwischen Dandy und der Cat Lady kann ich mich nicht entscheiden. Ich sehe mich irgendwo dazwischen... „colonthree“-Emoticon


Frühstück oder Dinner?
Dein Dinner ist mein Frühstück! (lacht)


Apropos du liebst ja Pizza, wo gibt es die beste in der Stadt?
Wenn mein Vater in der Stadt ist, dann ist seine Pizza definitiv die Beste! Jeden Samstag seit gefühlten 150 Jahren backt er seine nach Hausrezept. Einen Ausweichitaliener habe ich in Berlin noch nicht gefunden, ich habe das Gefühl, ich esse mich durch alle Pizzerien der Stadt und werde nur selten enttäuscht - Ich kann aber besonders die versteckten Trattorien in Wedding empfehlen.

    Mehr von Domenico findet ihr hier: Facebook - Website 

    Außerdem gibt es ab diesen Freitag in der Gallery Nomad (Sprengelstraße 23) eine Einzelausstellung von Doménico mit all seinen aktuellen Werken. Also hin da!