Zu Besuch bei Judith Schenk
Hallo Pankow, Hallo Judith. Kennt ihr diese Wohnungen bei Instagram, die euch immer wieder aufs Neue faszinieren. Die von @kavalierchen aka Judith ist genau so eine. Zum einen habe ich mich immer gefragt, wer wohnt da und wie es nur möglich sein kann, dass alles immer so aufgeräumt ausschaut.
Wer wohnt hier und wie groß ist die Wohnung?
Wir wohnen hier zu dritt, Mein Freund Jakob, unser Sohn Mio und ich, Judith. Die Wohnung ist 120m2 groß, hat also ganz viel Platz zum Toben. Wir arbeiten beide im Home-Office und jeder hat seinen Freiraum. Das ist wirklich komfortabel.
Ihr habt die Wohnung gekauft, wie findet man so ein Sahnestück?
Vor allem mit einer Riesenportion Glück. Ich habe die Wohnung auf einem der gängigen Portale gefunden. Das Inserat war miserabel. Kaum Informationen, wenige dunkle, verschwommene Bilder, eher abschreckend. Auf einem der Bilder habe ich Fischgrätparkett erkannt und musste mir die Wohnung zumindest einmal anschauen. Mein Freund war so skeptisch, dass er gar nicht erst mit zur Besichtigung kam.
Die Wohnung hat mich dann total umgehauen, Liebe auf den ersten Blick. Auch wenn die Räume sanierungsbedürftig waren und es viel Vorstellungsvermögen brauchte, wusste ich sofort, dass dies unser Zuhause werden könnte. Dann die große Enttäuschung, es war nicht die erste Besichtigung und die Wohnung bereits reserviert. Ich habe mich dennoch auf die Liste schreiben lassen und nach einer Woche kam tatsächlich der Anruf der Maklerin. Die Wohnung war wieder verfügbar. Die Zwischenzeit konnten wir nutzen, um unsere finanziellen Möglichkeiten zu konkretisieren und erste Bankgespräche zu führen. Meinen Freund hatte ich längst überzeugt und wir konnten zuschlagen.
Was hättest du vor dem Abenteuer Kauf gern vorher gewusst?
Puh, so einiges, das ist ja ganz viel Learning by Doing. Wir haben zum Zeitpunkt der Wohnungsbesichtigung eigentlich erst damit angefangen, uns intensiver mit dem Thema Wohnungskauf zu beschäftigen und mussten dann den Turbo einlegen und sehr viele Dinge in sehr kurzer Zeit klären. Idealerweise sollte man seine Möglichkeiten vorab konkretisieren und einen groben Finanzierungsplan haben, um dann blitzschnell reagieren zu können. Also vorab überlegen, was kann und möchte ich mir eigentlich leisten. Welche Banken kommen in Frage und welche Konditionen können für mich passen.
Gerne gewusst hätte ich auch, wie zeitintensiv der ganze Prozess von Kauf, über Sanierungsplanung und -umsetzung sowie Einzug ist. Das kann schnell ein zweiter Fulltimejob werden. Wir haben jeden Abend damit verbracht, HandwerkerInnen zu finden, Küche und Bad zu planen, Preise zu vergleichen, maximal kurze Lieferzeiten zu recherchieren und Schrauben zu finden, von denen wir noch nie gehört haben. Und auch eine Schalter- und Steckdosenplanung braucht echt Zeit.
Eine Sanierung dauert immer länger als geplant. Da sollte man auf jeden Fall einen großzügigen Puffer einkalkulieren und nicht auf Kante planen. Oder zieht halt für sechs Wochen bei den Schwiegereltern ein weil die alte Wohnung schon weg ist.
Jeden Tag auf der Baustelle zu sein und wirklich ganz genau mit allen PartnerInenn zu kommunizieren ist auch sehr wichtig. Das haben wir echt unterschätzt und mussten dann auch in Kauf nehmen, dass Dinge anders umgesetzt wurden als von uns geplant. Unterputzt-Armaturen lassen sich im Nachhinein nämlich leider nicht mehr so einfach verschieben.
Gab es Überraschungen in der Wohnung mit denen ihr nicht gerechnet habt?
So ein Altbau steckt ja immer voller Überraschungen. Ich meine, wie oft kommt einem beim Bohren da die Wand entgegen.
Da wir die Wohnung vor dem Kauf mit einem Gutachter unter die Lupe genommen haben, gab es aber bisher keine ganz bösen Überraschungen. Natürlich knarzt das Parkett und die Decken könnten besser gedämmt sein, das macht aber ja auch den Charme von Altbau aus. Daumen gedrückt, dass es auch in den nächsten Jahren keine Überraschungen gibt.
Unter den Tapeten und auch im Einbauschrank haben wir original Zeitungen aus der Bauzeit gefunden, damit waren die Wände tapeziert. Da das Haus in den 30ern gebaut wurde, kann man sich vorstellen, wie abscheulich die Inhalte teilweise waren.
Es gab aber auch schöne Überraschungen. Zum Beispiel der Boden. Die Dielen, Das Fischgrätparkett und der Travertinboden, alles in einem echt guten Zustand. Da hat das Ochsenblut, das wir abgeschliffen haben, doch ganze Arbeit geleistet.
Welcher Ort in der Wohnung ist dir dein liebster?
Ich sitze total gerne in unserem mini Wintergarten, der Loggia. Herzstück und Lieblingsraum ist aber die Küche. Fast alles findet an unserem Esstisch statt, hier arbeite ich, wir spielen und essen oder hängen hier mit Freunden ab. Die Küche ist bei uns auch der größte Raum und verbindet als Durchgangszimmer viele Räume miteinander. Das Zentrum der Wohnung sozusagen. Aus diesem Berliner Zimmer eine Wohnküche zu machen war die beste Entscheidung.
Die Wohnung hat viele besondere Elemente wie die Flügeltüren, einen Einbauschrank uvm, welche magst du ganz besonders und warum?
In der Wohnung waren besonders viele Elemente im Original erhalten. Zum Beispiel sämtliche Beschläge an den Türen und Fenstern - da bin ich unglaublich dankbar, dass diese nie ausgetauscht wurden. Wir haben Flügel- und Schiebetüren mit viel Glasanteil, so fühlt sich der Grundriss sehr offen an, die Räume gehen ineinander über. Ich liebe das.
Und ja, der Einbauschrank, mein persönlicher Jackpot. Am liebsten hätte ich noch zwei weitere Einbauschränke, es gibt nichts besseres, um die Wohnung aufgeräumt zu halten.
Kennst du mehr zur Historie der Wohnung/Gegend?
Das Haus wurde in den 30ern gebaut. Es ist daher auch kein klassischer Gründerzeit Bau mehr. Es ist weniger verschnörkelt und man sieht schon auch Bauhhaus Einflüsse.
Auf der Rasenfläche hinter dem Haus wurden lange Zeit Tiere gehalten und es gibt tolle uralte Obstbäume. Der Birnenbaum an unserem Balkon hat die leckersten Birnen, die ich in meinem Leben gegessen habe. Unsere Nachbarin wohnt schon sehr lange in dem Haus und kann uns viel erzählen, das ist so wertvoll.
Der schönste Moment war aber sicherlich, als mich eine Frau auf Instagram kontaktierte und mir schrieb, dass sie unsere Wohnung erkennen würde. Sie hatte als Kind viel Zeit in unserer Wohnung verbracht da ihre Freundin hier wohnte. Inzwischen ist sie ins Nachbarhaus gezogen, unsere Söhne sind gleich alt und heute Freunde. Das ist so toll.
Welche Pläne habt ihr noch für die Wohnung?
So viele. Eine Wohnung einzurichten ist ja ein Prozess. Ich würde sehr gerne einige Heizungen verkleiden. Im Kinderzimmer soll mehr Stauraum entstehen, da habe ich schon Pläne. Außerdem wünsche ich mir ein richtig großes Bücherregal im Wohnzimmer um den Türbogen herum und vielleicht noch einen Einbauschrank. Wir haben bis heute auch keine Duschwand. Es ist total schwierig ein Modell zu finden, das zu unseren Armaturen passt und nicht eine Million Euro kostet. Das darf aber alles peut à peut passieren und eilt nicht.
Und was steht noch auf deiner Interiorwunschliste?
Auf meiner Wunschliste ganz oben stehen schöne Leinenvorhänge und eine große Banenenpflanze für die Loggia. Einheitliche Stühle für den Esstisch wären toll. Da träume ich von den CH36 von Carl Hansen. Ein Carimate Chair darf auch gerne irgendwann noch einziehen. Am allerliebsten noch der Noguchi Couchtisch. Und irgendwann möchte ich unser IKEA Bett ersetzen, am liebsten durch das Bett Veng aus der Kooperation von Urbanara und Re Beds. Last but noch least, darf es noch Kunst sein. Ein Werk von Dòra Földes oder Kim Bartelt, ich liebe ihre Arbeiten. Es wird wohl ein paar Jahre dauern, bis ich die Liste abgearbeitet habe.
Welche Instagram-Accounts inspirieren dich?
@herz.und.blut natürlich, ist doch klar. Nein wirklich, ich liebe eure Homestories und habe alle verschlungen. Andere Wohnungen und Häuser sind doch die schönste Inspiration. Darüber hinaus gibt es so viele unglaublich schöne Accounts, da muss ich echt aufpassen mich nicht stundenlang zu verlieren. Wenn ich die Bilder von @swantjeundfrieda und @lumikello sehe, möchte ich sofort mehr Farben einsetzen. Ich mag auch die Accounts von @Selina.Lauck und @ckuemmecke sehr. @kami.furniture, ein Kreativstudio aus Köln, hat auch einen tollen Feed. Und dann erst all die skandinavischen Accounts, hach.
Und wo sollte man hin, wenn man schon mal in Pankow ist?
Pankow hat tolle Parks, da kann man am Wochenende super abhängen. Im Schlosspark zum Beispiel steht vor dem Schloss ein kleines mobiles Kaffeehäuschen, die haben richtig leckeren Kuchen. Vom Schlosspark kann man durch die schöne Parkstraße laufen und landet im Bürgerpark. Im Kiez Kaffee Kraft gibt es richtig guten Kaffee und auf der Terasse kann man wunderbar die Sonne genießen. Überhaupt kann man sich in Pankow gut treiben lassen und mehr entdecken als man denkt.