Die Berliner Bubble sowie die Weiten des Internets zeigen in bunten Farbpfeilen förmlich auf Fabienne. Die wundervolle Fabienne Meyer malt gefühlt pausenlos, hat in in Corona-Time aus der Not heraus mal eben ihre eigene Kommunikationsagentur gegründet und skriptet in ihrer Freizeit auch noch Drehbücher. Fabienne ist voller Energie, welche direkt ansteckend ist. Wir freuen uns sehr bei der talentierten Allrounder zu Gast für eine Homestory zu sein.
Oh bei so viel Sonne am Nachmittag kann man in deiner Wohnung nur gute Laune bekommen! Fabienne erzähl uns gern etwas über deine Wohnung! Mit wem lebst du hier, wie groß ist deine Wohnung, wie viel Zimmer hast du und wie lange residierst du schon in Kreuzberg?
Volltreffer – Sonne schafft gute Laune und kitzelt die Kreativität aus einem heraus. Jetzt im Sommer ist es hier einfach toll! Ich teile mir mittlerweile seit 1 ½ Jahren mit meinem Freund die ca. 85qm große Wohnung.
Wenn man will, kann man die Lage sogar noch als Bergmannkiez beschreiben, da man nur über die Gneisenaustraße laufen muss und schon an der Markthalle steht. Als wir uns auf Wohnungssuche begeben haben, wollte ich eigentlich unbedingt ein Loft, etwas Weitläufiges mit wenig Trennwänden und viel Platz. Da man auf solche Schätze auf dem Berliner Wohnungsmarkt gerne ein paar Jahre warten muss, haben wir uns schließlich für diese Wohnung entschieden. Sie hat ihren ganz eigenen Charme, durch die Flügeltür und den außergewöhnlichen Schnitt. Die drei separaten Zimmer waren dann auch ein Segen, da kurz nach dem Einzug der erste Lockdown begann und mein Freund und ich beide von zu Hause aus gearbeitet haben.
Du lebst seit ein paar Jahren in Berlin, wo bist du aufgewachsen und wie hat es dich nach Berlin verschlagen, was magst du an der Stadt am liebsten? Deine schöne Altbauwohnung ist in Kreuzberg, hättest du dir auch vorstellen können in einen anderen Kiez zu ziehen?
Vor knapp vier Jahren bin ich für den Job in einer Agentur hergezogen und komme ursprünglich aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Mainz. Zu Beginn war ich wirklich skeptisch — ich dachte immer Berlin wäre ein so festes Konzept mit dem ich mich nie so richtig identifizieren könnte, dabei ist es so viel mehr. Zu Beginn habe ich zuerst in der Reichenbergerstraße und dann am Maybachufer gewohnt — Kreuzkölln war also schon von Anfang an klar für mich. Ich mochte es, dass hier so viele Einflüsse aufeinandertreffen. Kitas neben Dönerläden und eine kleine Hutmanufaktur neben dem Tattoo-Studio. Den Bergmannkiez habe ich jetzt besonders zu lieben gelernt, der Sommer hier ist einfach wundervoll.
Jeder hat seine persönlichen Storys aus dem „C-Century“ (das klingt vielleicht besser als Pandemie und Corona-Zeit) du bist quasi über Nacht zur eigenen Agenturchefin geworden und hast gemeinsam mit einer Bekannten deine Agentur gegründet. Wie kam es dazu und magst du mehr zu deinem Business und Zukunftsvisionen erzählen?
Das C-Century war definitiv keine langweilige Zeit für mich. Zuerst habe ich meinen Job verloren, dann relativ schnell die Entscheidung gefasst selbst etwas zu gründen und von da an ist so vieles passiert, mit dem ich gar nicht habe rechnen können. Es gab natürlich einige schwierige Phasen und der Corona-Blues hat sich auch das ein oder andere Mal blicken lassen, aber alles in allem, war es ein Jahr der Veränderung für mich.
ROOO Studio ist eine Kommunikations- und PR Agentur und zugleich ein Creative Studio. Der Name kommt von den unsterblichen Worten von Virginia Woolf, die davon sprach, dass eine Frau einen eigenen Raum benötigt, um kreativ sein zu können (Room Of Our Own). Wir machen vieles anders und versuchen immer das Außergewöhnliche unserer Kund*innen herauszustellen und zu kommunizieren. In einer Zeit von ausschließlich digitalen Calls eine Kommunikations-Agentur zu gründen hatte seine Tücken, wir haben uns aber schnell kreative Work-Arounds ausgedacht und hatten am Ende sogar mehr Kontakt zu Redaktionen und Kunden als je zuvor. Ein Jahr nach der Gründung können wir bald endlich unseren Showroom eröffnen und die ersten Events sind schon in Planung. Ich freue mich auf alles was da noch kommt!
Dein Nebenzimmer des Wohnzimmers gleicht einem Atelier. Seit wann malst oder besser gefragt, weit wann hast du deine Kunst öffentlich gemacht? Wer inspiriert dich? Hast du in die Richtung studiert oder eine Ausbildung gemacht oder ist es Passion, aus der mehr wurde?
Wieder ein Vorteil von abgetrennten Zimmern: es riecht nicht alles ständig nach Ölfarbe! Ich bin in einem sehr kreativen Haus aufgewachsen (mein Vater ist Autor, meine Mutter malt) und hatte schon früh das Privileg mich auszuprobieren und wurde kreativ gefördert. Gemalt habe ich eigentlich schon immer — ernster wurde es dann mit dem Umzug nach Berlin. In meiner Freizeit habe ich mich viel mit dem Thema Ölmalerei und den richtigen Utensilien auseinandergesetzt (Farben und Leinwände shoppen hat das Kaufen von Kleidern schnell ersetzt). Ganz organisch sind dann mehr und mehr Menschen über Instagram auf meine Kunst aufmerksam geworden und irgendwann haben dann die ersten Galerien angefragt. Seit ca. einem halben Jahr hat alles noch eine andere Dynamik entwickelt. Internationale Galerien fragten an, es gab mehr und mehr Kooperationsanfragen und auch die Verkäufe kamen in Gang.
Zu meinen größten Inspirationen gehören unter anderem Inès Longevial, David Hockney, David Shrigley und René Magritte. Mittlerweile folge ich aber auch einer ganze Menge an aufstrebenden Künstler*Innen auf Instagram die mich immer wieder inspirieren. Hier kann ich Ben Crase, Jordy Kerwick, oder Monica Hernández nur ans Herz legen.
Kunst oder Grafikdesign habe ich nicht studiert, mir aber während meines Publizistik-Studiums früh ein Illustrations-Tablet zugelegt und Online Kurse belegt. Das meiste kam dabei aber ganz natürlich.
Wo kann man deine Bilder am besten erwerben? Planst du in der Zukunft auch Ausstellungen?
Aktuell kommen viele Anfragen direkt per E-mail oder DM auf Instagram. Einige Werke sind über die Berliner Online Galerie Kunst100 zu erwerben und jetzt ganz neu auch in Wien über Kunst ab Hinterhof. Einige spannende Projekte sind schon für die nächsten Monate in Planung, verraten darf ich allerdings noch nicht so viel. Auf Instagram teile ich aber immer News und neue Werke, am besten kann man dort also die Entwicklung verfolgen.
In deiner Wohnung gibt es viel zu entdecken! Viel Farbe, viel Pastell, viel Kunst. Besonders ist uns der Esstisch aufgefallen. Woher hast du das schöne Stück? Hast du ein Lieblingsmöbelstück und welches Möbel würdet du auch gern dein eigenes nennen, was fehlt dir noch oder worauf sparst du?
Ich habe vor ein paar Jahren mal gedacht, ich wäre Minimalist. Was für ein Irrtum! Deshalb war bei der Suche nach dem perfekten Esstisch auch eines klar: bunt musste er sein. Trotz langen Suchens haben wir aber einfach nichts Passendes für unsere kleine Essecke finden können – also haben wir uns kurzerhand entschieden ein Corona DIY Projekt zu starten. Die Tischplatte haben wir beim Großhandel gekauft und lackieren lassen. Die Beine bestehen tatsächlich aus gewöhnlichen Abflussrohren und den Holzfuß haben wir ausgefräst und bemalt. Zu Beginn war alles noch ein bisschen wacklig, aber mittlerweile dient er sogar hin und wieder als Arbeitstisch. Aktuell bin ich noch auf der Suche nach kuriosen Lampen und durchstöbere oft die vielen Berliner Vintage-Geschäfte. Ein neues Sideboard ist eigentlich längst überfällig, da das alte fast auseinanderfällt und leider nicht mehr zu retten ist. Aktuell schwanken wir hier noch zwischen dem USM-Klassiker oder einer Kombination von Montana (Farbe eben!).
Ein absoluter Traum wäre die Spiegellampe Ultrafragola von Ettore Sottsass natürlich noch ein bisschen utopisch, aber man darf ja träumen! Mein Lieblingsmöbelstück ist unser tolles FNP Regal von Nils Holger Moormann, das Platz für unsere Schallplatten und kleine Sammelstücke bietet. Dabei geht es aber glaube ich mehr um den Inhalt — manchmal denke ich, dass all die Sachen, die in diesem Regal Platz finden, eine direkte Ansammlung meiner Erinnerungen und Leidenschaften sind.
In Sachen Farben und Farbkompositionen sowie Mustern scheinst du ein sehr gutes Händchen zu haben. Welche kleinen Tipps würdest du anderen zur Umgestaltung oder Neugestaltung der Wohnung geben? Was ist dir in Sachen Dekoration und Raumgestaltung besonders wichtig?
Bisher habe ich aus all den Orten, in denen ich gewohnt habe (sei es 10qm WG-Zimmer oder 35qm Schlafzimmer) versucht etwas Besonderes zu machen. Ein Minimalist bin ich dabei wie gesagt ganz sicher nicht, denn ich umgebe mich am liebsten mit Sammelstücken, Kuriositäten und Dingen, mit denen ich eine Geschichte verbinde. Das kann ein Baseballschläger, eine Schallplatte oder ein Filmplakat sein. Außerdem finde ich, dass liebevoll gestaltete Zimmer, die etwas voller sind, auch zugleich größer wirken. Bisher habe ich in unserer Wohnung lediglich eine Wand in einem Graugrün-Ton gestrichen, würde aber gerne noch viel mehr Farbe an die Wand bringen (leider bin ich damit aber alleine haha.)
Ich finde Individualität bei der Einrichtung immer am wichtigsten. Einfach alle Designklassiker zu präsentieren langweilt mich da eher — in besondere Pieces zu investieren oder auf Flohmärkten Schätze zu entdecken finde ich um Welten spannender.
Welche Cafés, Restaurants oder Locations sind in deinem Kiez (oder in ganz Berlin) deine Lieblingsorte? Berlin im Sommer: wo treffen wir dich am ehesten?
Einen kurzen Spaziergang von uns entfernt ist der wunderschöne Viktoriapark und direkt daneben ein leckeres italienisches Restaurant mit super schönem Innenhof. Als großer Fan der italienischen Küche kann ich auch Barettino in der Nähe des Herrmannplatzes sehr empfehlen. Das Tempelhofer Feld war das letzte Jahr über meine übliche Spaziergehrunde und mein wöchentlicher Treffpunkt mit Freund*Innen. Der Baseballplatz direkt am Eingang Columbiadamm ist dabei mein Lieblingsort am Feld — auf der Tribüne sitzen, Eis essen und dem Baseball-Training zuschauen fühlt sich immer ein bisschen wie Urlaub an.
Mein absoluter Lieblingsort ist aber wahrscheinlich das New York, Yorck Kino am Mehringdamm. Ich bin seit ich denken kann der größte Filmfan und Programmkinos haben es mir einfach angetan.
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Bilder: Jules Villbrandt | Text: Maria-Silva Villbrandt