Mai Playlist
Neu ist immer besser. Eine der Weisheiten der Popkultur der letzten Jahre. Nun verbinden wir mit dem Neuen etwas aufregendes, etwas anderes, etwas unschuldiges. Egal ob es sich dabei um Lebewesen oder Materielles handelt. Das Neue ist besonders, möchte gezeigt, bestaunt, geliebt werden. Der Stolz reicht von Produzent bis zum Konsumenten. Der Moment in dem man das Neue das erste Mal vorzeigt und auf die Reaktion anderer wartet, wird sicher jedem bekannt sein.
Wenn es um Musik geht, gibt es, nüchtern betrachtet, nur noch wenig Revolutionäres. Wie in der Mode scheinen Trends und Geschmäcker in Zyklen auffindbar zu sein. Die Rückbesinnung auf Rhythmen der 80er, Instrumentierungen im Stile alter Soulaufnahmen oder textliche Referenzen auf bereits vergangenen Künstler erzeugen häufig ein angenehmes Erinnern und bietet Möglichkeiten der Wiederentdeckung.
Ist neu also wirklich immer besser? Hört euch die Playlist an und sagt Bescheid. Mich haben diese Neuheiten der vergangenen drei Monate auf alle Fälle überzeugt.
Die neuen Lieblinge
Wenn Alben in Dauerrotation laufen ist das ein wahnsinnig gutes Zeichen. Ich habe leider die furchtbare Angewohnheit Songs und Alben häufig zu überhören, sie so lange auf Repeat zu spielen bis ich definitiv etwas komplett Neues brauche. In den letzten zwei Monaten schafften das vor allem zwei Künstler, Mac deMarco undFather John Misty. Beide sind keine Debütanten im klassischen Sinne, stießen jedoch mit ihren neuen Alben „This Old Dog“ und „Pure Comedy“ auf größere, sehr positive Resonanz. Beide sind dabei von einer großen Portion subtilem Humor in ihrem Songwriting gekennzeichnet, was zu zwei empfehlenswerten Alben führt.
Die Erhabenen
Das ein Chor im Song eine besondere Stimmung erzeugt, zeigen diesen Monat Feist und Kamari Washington, die mehrstimmige Unterstützung erhalten. Auf Feists „Any Party“, klingt der Chor wie ein paar Freunde nach einer Party, grölend in den Sonnenaufgang ziehend und dabei die Hook von „Don’t Look Back In Anger“ schmetternd. Bedenkt man die Umstände die Leslie Feists Album nachgesagt werden, dann wird aus „Any Party“ schnell ein gute Laune Song der subtileren Sorte.
Bei Kamasi Washington verfolgt der Chor in „Truth“ eine andere Note, die lang gezogenen Laute geben dem bereits sehr dichten Song eine weitere Tiefe, die bei mir Gänsehaut erzeugt und die Länge des Stückes vollkommen in den Hintergrund rücken lässt.
Das Comeback:
Mit dem LCD Soundsystem erfolgte diesen Monat ein von mir sehnlichst erwartetes Comeback. Nachdem sie bereits im letzten Jahr wieder Konzerte spielten und im April in Brooklyn neue Songs anteasten, wurde vor zwei Wochen mit der Splitsingle „call the police/ american dream“ die erste Single seit Jahren veröffentlicht, gefolgt von einem phänomenalen Auftritt bei SNL.
Die All-time-favorites
Unsere Teamliebe für Sampha dürfte inzwischen hinlänglich bekannt sein, falls nicht könnt ihr sie bei unserem Bruder „Rush Darlington“ nachlesen.
Sampha war einmal mehr als feature Artist unterwegs und half Drake abermals mit seiner Stimme aus und sorgt auf „4422“ für eine wohlige Stimmung. Neben Drake und Sampha ist mit Frank Ocean ein weiterer Künstler enthalten, den alle bei Herzundblut überaus schätzen. Nachdem er vor kurzem noch mit Jay-Z und Tyler, the Creator auf dem BMX unterwegs war und auf der Met Gala die Anwesenden porträtierte, liefert er nun mit Lens abermals einen Popsong, der sich vor allem durch seine zeitweilige Ruhe vom häufiger Bassgewitter anderer Künstler, dankenswerterweise, abhebt.
Text & Playlist: Philipp Priebe