HUB: Wie groß ist eure wunderschöne Wohnung, wer wohnt hier und wie seid ihr zu eurer Wohnung gekommen?
Unserer Wohnung ist ungefähr 180 qm groß und wir wohnen hier zu fünft: Dirk, ich, unsere zwei Kinder, Cloe und Olivia, und unser Hund Levi. Wir wohnen hier seit 2014. Vorher haben wir direkt am Kollwitzplatz über der Zahnarztpraxis gewohnt. Im Laufe der Jahre hat der Zahnarzt angefangen seine Praxis immer mehr zu erweitern und wir haben quasi dazwischen gewohnt. Irgendwann hatte er uns dann gefragt, ob er unsere Wohnung nicht kaufen kann, um dann die Räume seiner Praxis zu verbinden. Wir hatten eigentlich nicht vor umzuziehen, aber das Angebot war sehr gut und die Wohnung war zwar schön, aber auch nicht unsere Traumwohnung. Vor allem weil sie sehr dunkel war, wir hatten nur 6 Fenster. Und nach circa zwei Jahren Suche haben wir dann die Wohnung hier gefunden. Es waren eigentlich zwei Wohnungen, aber weil es ein Eckhaus ist, konnte man sie zusammenlegen.
H&B: Was liebt ihr ganz besonders an eurer Wohnung?
Ganz klar das Licht und die vielen Fenster. Wie gesagt, war unsere alte Wohnung sehr dunkel. Hier gehen zwar fast alle Zimmer zur Danziger Straße raus, aber nach Süden, so dass wir, wenn die Sonne in Berlin mal scheint, den ganzen Tag viel Licht haben.
Außerdem die Küche, die offen mit dem Esszimmer verbunden ist und eine große Flügeltür zum Wohnzimmer hat. Es ist total toll, wenn man das Essen macht und die Kinder am Tisch sitzen und etwas malen oder auf der Couch liegen. Die offenen Räume ermöglichen so mehr Zeit zusammen zu sein und trotzdem kann jeder sein Ding machen.
HUB: Ihr seid gerade für ein Jahr in Madrid, was vermisst ihr am meisten an Berlin?
Wir vermissen eigentlich ziemlich viel, mehr als gedacht, vor allem den Kiez und die Freunde. Man ist eben auch außerhalb der Wohnung zuhause. Und wenn man rausgeht, zum Einkaufen oder mit Levi spazieren, trifft man eigentlich immer jemanden, den man irgendwoher kennt und quatscht ein bisschen oder trinkt spontan einen Kaffee oder ein Bier oder verabredet sich für den Spielplatz oder zusammen Essen am Wochenende. Wir sind auch sehr glücklich mit unseren Nachbarn und haben hier über die Jahre ein paar Freundschaften im Haus geschlossen.
In der Wohnung selbst am meisten die Pflanzen, die uns teilweise schon länger begleiten als unsere Kinder. Hier in Madrid haben wir bis jetzt gar keine Pflanzen. Und die Bücher, wir haben für das Jahr mehr oder weniger nur das Allernötigste mitgenommen und das war gefühlt schon zu viel.
HUB: Gibt es Projekte für die Wohnung, die ihr noch umsetzen wollt?
Eigentlich immer! Unsere Wohnung ändert sich irgendwie ständig, was vielleicht auch mit den Kindern zu tun hat und uns gefällt auch die Idee, dass man nie wirklich fertig ist.
Vor zwei Jahren haben wir angefangen die Böden dunkel zu streichen und weil wir ja auch in der Wohnung wohnen, machen wir das nach und nach und ein paar Räume fehlen noch. Wir hatten gerade mit dem Umbau des Arbeitszimmers angefangen und möchten dort einen Tisch und neue Regale bauen. Olivia ist jetzt auch aus ihrem Zimmer rausgewachsen und wir schaffen hoffentlich das Neue fertig zu bekommen, wenn wir wieder nach Berlin ziehen.
HUB: Gibt es Dinge oder Objekte, die mit wirklich ganz besonderen Storys für euch verbunden sind?
Eigentlich fast alles. Wir sind so etwas wie minimalistische Sammler. Als wir zusammengezogen sind, hatten wir nur eine Matratze, sechs Stühle und ein paar IKEA Beutel mit Klamotten. Den Großteil der Möbel haben wir selbst gebaut und viele kleinere Möbel oder Objekte haben wir als Souvenirs von Reisen mitgebracht. Das ist so eine Art Spleen; wir versuchen bewusst von jedem neuen Ort etwas mitzubringen, was anschließend in der Wohnung auch präsent ist, um uns zu erinnern, z.B.: der Sessel von Piet Hein Eek aus Eindhoven im Esszimmer oder der Teppich im Schlafzimmer aus Mojácar in Almeria, wo Julietas Cousin letztes Jahr geheiratet hat. Dirk hat früher für verschiedene Galerien und Künstler gearbeitet und vieles von dem, was an den Wänden hängt, sind Geschenke oder wurden für Möbel oder Ähnliches getauscht.
Aber um konkret etwas zu benennen: die Fotografie von Wolfgang Tillmans im Wohnzimmer. Seine Arbeiten sind für uns so eine Art Inbegriff von Berlin und wir waren schon bevor wir uns kannten jeder für sich total begeistert und irgendwie, durch Ausstellungen und zufälliges Aufeinandertreffen, hat er uns über all die Jahre quasi begleitet. Wir haben letztes Jahr nach fast 20 Jahren Beziehung geheiratet und als Hochzeitsgeschenk haben wir uns dann eine Arbeit von ihm gewünscht. So haben alle Gäste in einen Topf geworfen und zum Glück hat es gereicht.
HUB: Seit wann gibt es The MiNiMONO Project und wie kam es zu den ersten Produkten?
MiNiMONO ist ein Lockdown Projekt. Wir waren, wie vermutlich die meisten Familien zu Beginn der Corona Pandemie, sehr viel Zeit gemeinsam zuhause. Wir sind körperlich ziemlich verschieden und es war interessant zu sehen, wie unterschiedlich wir dieselben Möbel nutzen. Das hat uns auf die Idee gebracht Möbel für Familien zu entwickeln, also Möbelstücke, die Kinder brauchen und gern nutzen, welche aber auch in der Wohnung bleiben können, wenn die Kinder größer werden. Dann wird aus dem Sitzhocker zum Beispiel ein Beistelltisch oder Fußhocker. Olivia hat gern an unserem Couchtisch gesessen und gemalt, weil er zu der Zeit die optimale Höhe hatte und eben bei uns stand und nicht in ihrem Zimmer. Leider mochte unser damaliger Couchtisch Klebstoff und Filzstifte nicht so gern und so sind wir schnell zu unseren ersten Prototypen gekommen.
HUB: Wie seid ihr auf das besondere Material gekommen? Wie kann man sich euren Produktionsprozess vorstellen?
Für uns war von Anfang an klar und wichtig, dass die Möbel haltbar sein sollten, um so viele Jahre in Gebrauch sein zu können. Gerade Kinder nutzen Möbel viel intensiver als Erwachsene. Deshalb sollten sie robust, leicht instand zu halten und für verschiedene Räume und Umgebungen, also sowohl für drinnen als auch draußen oder in Badezimmern, geeignet sein. So sind wir schnell auf die Idee gekommen mit recyceltem Plastik arbeiten zu wollen. Wir hatten natürlich zu dem Zeitpunkt überhaupt keine Ahnung von dem Thema und haben uns dann erstmal Hilfe gesucht und diese dann bei der Better Future Factory in den Niederlanden gefunden. Die haben uns bei der Suche nach dem geeigneten Material und den ersten Plattenherstellern unterstützt. Irgendwann sind wir dann bei HDPE Regenerat Platten gelandet, die wir zurzeit von zwei Recyclingunternehmen in Deutschland beziehen.
Wir entwerfen und produzieren unsere Möbel in einem CAD to CAM Verfahren. Das heißt wir entwerfen und zeichnen diese direkt im Computer und erstellen aus den Modellen unmittelbar Schnittdaten um die Teile dann auf einer CNC Fräse zu fertigen. Das erlaubt uns nicht nur das Material optimal auszunutzen und nur wenig Schnittreste zu haben, wir erreichen auch nur so die Präzision, die benötigt wird damit unsere Möbel auch fest zusammenhalten. Zur Montage braucht man keinerlei Schrauben oder Verbinder. Die Teile werden nur mit Hilfe von Muskelkraft oder vielleicht einem Hammer ineinander gesteckt und halten dann. Die Schnittreste aus der Produktion und die Späne aus der manuellen Nachbearbeitung werden gesammelt, geschreddert und dann zu anderen Objekten oder wenn genug Material zusammenkommt zu neuen Platten upcycelt. So ist unsere Produktion nahezu abfallneutral.
HUB: Was ist euer absoluter Topseller?
Der große Tritt, der M2N2. Das macht uns auch sehr glücklich, weil es vermutlich das Design ist in welches am meisten Zeit und Aufwand eingeflossen ist. Es war wirklich nicht einfach einen Tritthocker zu entwerfen, der nur zusammengesteckt wird, bis zu einem Erwachsenen trägt und dabei auch noch gut aussieht. Lustigerweise benutzen viele kleinere Kinder den Tritt auch gern als Bänkchen mit Tisch für den Snack zwischendurch.
HUB: Welche weiteren Produkte sind in nächster Zeit geplant?
Wir sind im Oktober auf der Dutch Design Week in Eindhoven und präsentieren dort Sets aus jeweils fünf Schneidebrettern, die man aber auch zum Auftischen, als Untersetzer oder einfach nur zum Präsentieren von Objekten nutzen kann. Olivia hat mit den Prototypen aber auch schon Tangram artig Figuren gelegt und Szenarien für ihre Playmobil Figuren und Tonies gebaut.
HUB: Wo kann man sich euere Produkte ansehen?
Am Besten auf unserer Webseite. Wir verkaufen ausschließlich in unserem Online Shop, um den Preis so niedrig wie möglich zu halten. Wir versuchen aber auch in regelmäßigen Abständen mit anderen Designern zusammen Pop Up Shops in Berlin zu organisieren und sind wie gesagt im Oktober auf der Dutch Design Week in Eindhoven. Man kann aber gern auch in unserem Studio in der Brunnenstraße in Berlin-Mitte vorbeikommen und die Möbel anschauen und ausprobieren.
Ein paar WOW-Highlights aus der Wohnung zum Nachkaufen (Affiliatelinks):
Vitra Wandleuchte Potence 2. Vitra Wooden Doll 3. Teekanne von KPM 4. M2N2 Tritt 5. Esstischstühle: Wishbone Chair 6. Deckenleuchte von DCW 7. Kinderschreibtisch 8. Brio Rennauto 9. Katzen Keyboard10. Knoll Wassily Loungechair 11. Eiermann Esstisch
Produktion // Foto & Interview: Jules Villbrandt // Video: Claudia Böttcher // Videoschnitt: Jonas Zeitler Musik: Philipp Priebe