Wie kam es dazu das du dein eigenes Label LEAF gegründet hast?
Der Wunsch selbständig zu sein ist langsam gewachsen. Nach dem Studium in Berlin bin ich direkt in die Industrie gegangen, ich wollte sofort sehen wie es bei den Großen „Vertikalen“ läuft, Stückzahlen bis zu 70. 000 von einer einzigen Hose! Ich wollte Produkte designen, die von sehr vielen Menschen gesehen, gekauft und getragen werden. Ich wollte die Produktionsstätten in Asien sehen, die Abläufe verstehen… Es war wie eine große Spielwiese, ich konnte alles entdecken, alles kennenlernen. In sechs Jahren habe ich für fünf unterschiedliche Marken gearbeitet, in vier unterschiedlichen Städten gewohnt und zwei Jahre davon sogar in Paris. Es hat sehr viel Spaß gemacht, die Städte waren toll, die Leute faszinieren – aber ich habe Berlin immer vermisst.
Eines Tages war es dann soweit und ich habe den Schritt gewagt, ich habe den Job in Paris gekündigt und mir meinen Traum erfüllt – Selbständig sein in Berlin!
Ich wollte endlich mein eigenes Produkt entwickeln, mit all den Erfahrungen, die ich im kommerziellen Bereich gesammelt habe, kombiniert mit all den Design-Ideen, die ständig in meinem Kopf rumspuken.
Naja, und dann gab es da noch einen anderen Traum, den ich schon seit dem Studium hatte: einen Hund! Diesen Traum habe ich mir auch erfüllt. Seitdem sind wir ein unzertrennliches Team, er schläft, ich arbeite :) Er ist für mich auch eine Art „Absicherung“ , dass ich nicht rückfällig werde, also nicht wieder einen Job annehme. Denn ich kenne kein Unternehmen, bei dem man seinen Hund mitnehmen darf. Und wir sind ja jetzt ein Team, also entweder wir beide oder keiner.
Wie sah dein Joballtag vorher aus, gibt es etwas was du vermisst?
Mein Joballtag war sehr stressig. 12 Stunden am Tag zu arbeiten war keine Seltenheit. Wir haben 12 Kollektion pro Jahr gemacht, plus Fast-Track Kollektionen. Ich hatte zum Teil drei bis vier Kollektionen parallel laufen, die sich in verschiedenen Stadien befanden. Von Trendresearch in verschiedenen Städten wie London, Paris, Berlin, Barcelona, Hongkong bis hin zur Produktion in China begleitet der Designer seine Produktgruppe quasi hautnah.
Alle zwei Monat bin ich bis zu zehn Tage nach China geflogen, um die neue Styles zu entwickeln, die Produktion zu unterstützen, neue Produzenten kennenzulernen und auf den Märkten nach neuen Trends Ausschau zu halten. So nah mit den Lieferanten zusammen arbeiten zu dürfen ist ein Privileg, das sehr selten ist und das ich sehr genossen habe. So viel Wissen, so viel Potential, das erst vor Ort durch den Kontakt mit den Lieferanten entsteht – so etwas kann man nicht von seinem Schreibtisch aus erschließen. Diese Nähe zu den Lieferanten suche ich auch hier in Berlin sehr stark, ich arbeite sehr nah mit einer Zwischenmeisterin zusammen, ihr Rat bedeutet mir sehr viel. Ob ich etwas vermisse? Manchmal vielleicht das Reisen nach China :) In kurzer Zeit derart effektiv arbeiten zu können war super!
War es schwer einen Namen für LEAF zu finden?
Ja klar! Ich habe sehr lange überlegt, es gab unendlich viele Ideen! Zu Beginn wollte ich eigentlich nicht meinen eigenen Namen nehmen, um einen gesunden Abstand zum Label zu bewahren, außerdem wollte ich das Label nicht zu eng mit einer Person verknüpfen. Aber schlussendlich habe ich es dann doch getan und mein Label LEAF genannt. Dieser Name verbindet das Label mit mir, aber nur auf den zweiten Blick. Und wenn man nicht weiß, wer hinter dem Label steht, dann heißt es eben einfach nur LEAF.
Was hat sich seit deiner ersten Kollektion verändert?
Jede Kollektion ist anders, jede Kollektion ist neu – aber die Idee dahinter ist immer noch die gleiche: Ich möchte Kleidungsstücke designen, mit denen die Kundin unterschiedliche Looks kreieren kann. Verbessert hat sich seit der ersten Kollektion der Fokus auf das einzelne Teil. Ich achte stärker darauf, dass die Styles nicht zu kompliziert werden, aber auch nicht zu langweilig sind. Diese Waage zu halten ist nicht gerade einfach für mich, denn ich liebe es kompliziert. Jede Kollektion ist eine Herausforderung, auf die ich mich wahnsinnig freue und der Design-Prozess ist für mich auch immer noch das Schönste an der ganzen Sache.
Du Produzierst in Berlin. Mit wem arbeitest du zusammen?
In Berlin arbeite ich zum Beispiel mit der Zwischenmeisterei 110%ig zusammen, sie nähen meine Musterkollektionen für Messen und Showrooms und übernehmen auch die Produktion. Sie sitzen in Kreuzberg und falls es mal ein Problem oder eine Frage gibt, bin ich in 15 min. vor Ort – diese kurzen Wege sind Gold wert.
Die Stoffe für meine Kollektionen beziehe ich von einer Stoffagentur aus Berlin, die Stoffe aus ganz Europa anbieten. Die Schnitte werden zum Teil von mir selbst oder auch von „Die Schnittmacher“ entwickelt. Berlin bietet all diese Möglichkeiten, sie sind für jeden zugänglich – ich finde es fantastisch hier zu arbeiten!
Was ist dein Ziel für die nächsten 3 Jahre?
Wachstum, Wachstum, Wachstum…..