Kitty magst du dich und dein Schaffen einmal kurz beschreiben?
Mich selbst zu beschreiben, das ist fast unmöglich.
Mein Schaffen, das ist schon eher möglich, ich versuche es.
Ich bin Illustratorin, ich liebe es, auf verschiedene Materialien zu zeichnen, zu experimentieren. Vor meinem Grafikstudium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee war das Medium Porzellan eher zufällig, welch großes Glück. Nach meinem Studium ergab es sich auch wieder, auf Porzellan zu malen, auch auf Stoffe, Seide, Glas, Teppiche und natürlich Papier. Ich erlangte eine starke Aufmerksamkeit auf Grund meiner handbemalten Dessous, Kimonos, Seidenstrümpfe, Schals und Tücher, die meine begabte und wundervolle Mutter als Maßschneiderin umsetzte. Das waren feine „ Pralinen“. Bekannte Unternehmen interessierten sich für mich und ich tauchte für viele Jahre in die Welt des Designs und Interieurs.
Einige Jahre später inspirierte mich Literatur, sie zu illustrieren war eine große Lust. Ich liebe es, selbst Storys zu erfinden, Träume zu verarbeiten, mit jungen Autoren zu „spinnen", auch schwere, politisch-brisante Themen in Graphic Novels zu verpacken. Die Kontraste reizen mich ganz besonders stark. Geschichten in fernen Ländern mit Schülern und Studenten zu erfinden, gehört auch zu meinem Leben, meiner Leidenschaft.
Meine Liebe und Neugier zur Kultur ferner Länder, ihren Formen, Farben, Traditionen und Geschichten, habe ich von Kindheit an. Seit meiner Jugend bin ich auf Spurensuche in fernen Welten; Impulse dafür kamen durch meine Mutter, meinem Mannund meinen Lehrmeister im Verlag, der mich für die besten polnischen Holzkünstler begeisterte und mir den Blick für die großen Illustratoren des 20. Jahrhunderts schärfte. Davon profitiere ich bis heute.
Seit wann wohnst du hier in deiner Wohnung und was bedeutet sie für dich?
Ich wohne und arbeite seit 1996 mit meiner Familie in dieser Wohnung und liebe sie sehr. Die Größe und Anzahl der Räume ermöglichte es mir, mich zurückzuziehen und kreativ sein zu können. Als Zeichnerin arbeite ich meistens still und einsam. Der Trubel kam dann durch meine Familie, ein perfekter Ausgleich. Es blieb genug Platz, um mit Dominique, meinem Mann, selbst Grafiker und bester Begleiter all meiner Projekte, Seite an Seite oder räumlich entfernt, Ideen zu entwickeln und zu gestalten.
Ich brauche Weite und viel „ Luft“, Raum zum Atmen und Denken. Ebenso das Herumlaufen zwischen Arbeitsphasen- Denkpausen sind mir heilig. Schnell mal die Wäsche aufhängen, hin und her gehen und naschen, die Arme strecken vom krummen Rücken … Dafür brauche ich Platz.
Als wir dort einzogen, gefiel mir die Mischung der Menschen im Haus, in der Gegend. Hier lebten Taxifahrer, Gemüseverkäuferin, Pförtner, ein Regisseur und der arme Schriftsteller, der stets dasselbe Fleischerhemd trug. Das hat sich leider mit den Jahren verändert, der Kiez mit seiner Beliebtheit vertrieb die meisten Bewohner in die bezahlbaren Bezirke.
Trotzdem bleibe ich der Gegend treu, ich kenne viele Menschen, die mir lieb und teuer sind. Für mich ist das durchaus von Wert, planlos Menschen auf der Straße zu treffen und mit ihnen zu plauschen. Unvorstellbar, in eine andere Gegend von Berlin zu ziehen, vielleicht ist das aber nur ein Trugschluss…
Du hast viele einzigartige Dinge, woran hängst du ganz besonders?
Ich mag einen Mix aus alten und neuen Dingen. Meine Altbauwohnung hat mein Schwager, ein Schweizer Architekt, sehr feinfühlig umgebaut. So entstand eine Wohnung aus modernen Materialien und Architektur der Gründerzeit. Dieses Konzept findet sich auch in der Gestaltung der Wohnung wieder.
Ein Charles-Eames-Sessel aus Fieberglas steht neben einer alten Kommode meines Schwiegervaters aus der Zeit des Empires. Auf einem zerschlissenen Berberteppich voller geheimnisvoller Spuren, den ich in Essouira Marocco gefunden habe, steht ein kleiner abgeliebter, grüner Holzhocker aus Frankreich, der zum Ablegen meiner Füße dient. Ich sitze dann auf einem blau bezogenen Sessel von Hellerau aus meinem Elternhaus. Ich liebe auch das dunkle Bild meines Sohnes, das er in Israel in einem Theater mit Menschen mit Usher-Syndrom als junger Mann fotografiert hat. Und ganz besonders hänge ich an einem Engel aus Holz, wurmstichig, sicher 300 Jahre alt. Ich vermute, seine Herkunft ist Brasilien. Das ist mein kleiner Hausgeist, dem ich in schwierigen Situationen auch mal über den Kopf streiche.
Alle Dinge können gut miteinander harmonieren, ich bevorzuge keinen Stil. Der Mix aus verschiedenen Zeiten und Kulturen gefällt mir am allerbesten und so hat sich die Wohnung Stück für Stück gefüllt mit Erinnerungen. Wie schön sich das anfühlt.
Deine Küche ist wunderbar groß und lädt zum Bleiben ein. Ich sehe vor meinem inneren Auge wunderbare Feste, die man hier feiern kann. Was kochst du hier am liebsten?
Ja das ist richtig. Wir feiern sehr gerne viele Feste.
Zum Beispiel haben mein Sohn und ich an einem Tag Geburtstag. Das werden immer sehr üppige Abende und dann koche ich dafür, gerne auch mit ihm zusammen, alles mit viel Wucht und guter Laune.
Vor einigen Jahren bereitete ich die Feste mit meiner Schwester vor, einer meisterlichen Köchin und Autorin. Leider lebt Sie jetzt in der Schweiz und ist nur selten an meiner Seite in Berlin.
Vor einigen Jahren ist „ Kittys Berlin Kochbuch" entstanden, meiner Mutter gewidmet, meine Schwester hat es geschrieben und ich habe es gezeichnet. Das Buch ist ein Dauerbrenner geworden, bereits die 4. Auflage.
Um auf deine Frage zu antworten, ich liebe nicht nur das Probieren neuer Gerichte, auch Leibspeisen aus meiner Kindheit kommen auf den Tisch, zum Beispiel Senfeier, Hühnerfrikassee oder Schinkeneier im Mangoldnest und vieles mehr. Dann schwelge ich in Erinnerungen an meine Großeltern.
Ja, die Küche ist das Herz der Wohnung, zum Essen, Trinken und Wohlfühlen.
Sie eignet sich auch für kleine Events, dann wird der Küchentisch für die Präsentation meiner bemalten Porzellanstücke dekoriert und ich serviere darauf kleine Kreationen, die auch möglichst gelingen sollten.
Und wenn mich spontan Freunde/Innen besuchen, dann schaue ich in den Kühlschrank und nehme das, was da ist, ich liebe Improvisation!
Kitty, du hast die Welt gesehen! In welchem Land hast du dein Herz verloren?
Das ist wahr, ich bin sehr viel gereist und wenn ich die Frage ganz spontan und schnell beantworten sollte, dann sind das Pakistan und Kirgistan. Pakistan hat mich sehr überrascht, da meine Erwartungshaltung eine komplett andere war. Meine Betrachtung gilt nicht nur den politischen Umständen. Im Gegensatz zu Indien empfinde ich Pakistan und seine Menschen, die mir begegnet sind, als sehr feine, zugewandte und stolze Personen. Die Hochkultur feinster, bizarrer Muster, Farben, Stoffe und deren Verarbeitung, ihre französisch anmutenden Kochkünste und Architektur aus Tausend und einer Nacht haben mich, wie in einem Märchen, in ihren Bann gezogen. Beeindruckt hat mich auch die Selbstverständlichkeit solidarischen Verhaltens. Die Wohlhabenden geben einen Teil ihres Lohnes an die Armen, Betteln verbietet sich.
Mein Herz habe ich auch an Kirgistan verloren, das zentralasiatische Land an der Seidenstraße. Mich fasziniert die raue Steppenlandschaft, gespickt mit Jurten, die aus der Luft mongolischen Mützen ähneln. Der Erzählung nach, verbringen die Enkel ihre Ferien dort bei den Großeltern, sie reiten, haben Spaß und helfen den Alten. Ich schwelge noch heute vom Blick auf das schroffe, Schnee bedeckte Altai Gebirge, über das ich später bis nach China flog.
Und so viele lachende, singende und tanzende Kids, trotz der Einfachheit, fast ärmlicher Verhältnisse zu erleben und mit ihnen am Comic zu arbeiten, das war einmalig. Die Einheimischen sind großartige Gastgeber, die ihr letztes Hab und Gut auftischen. Der hochprozentige Alkohol ist allerdings gefährlich. Noch ein starkes Bild bleibt, die Kids tragen Schulkleidung in sattem Bordeaux und in den tiefschwarzen Haaren der Mädchen flattern weiße, üppige Schleifen, wie schön anzusehen.
Ich fühlte mich willkommen, das ging unter die Haut.
Die Frage nach den wichtigen Dingen im Leben ist mir an diesen Orten beantwortet worden. Ich sollte mir das immer wieder mal klarmachen, wenn ich vergesse, was wirklich zählt.
Es gibt kaum ein gestalterisches Medium mit dem du nicht gearbeitet hast, was liegt dir am meisten?
Ich kann diese Frage nicht so richtig beantworten, da ich mit sehr vielen Materialien sehr gerne arbeite. Es würde mich langweilen, mich nur auf ein Medium, ein Material zu beschränken. Es lockt mich, Neues zu probieren, ob mit Stoff oder Porzellan, die Arbeit auf dem Papier mit Feder und Tusche, Aquarell, Acryl oder auch die Leinwand ist eine Herausforderung, immer wieder ein neues Spiel. Alles kann nebeneinander entstehen. Zur Zeit zeichne und male ich an einer Graphic Novel, parallel dazu „feile" ich an meinen Porzellanversuchen. Unterschiedlicher kann es kaum sein, die Themen sind extrem konträr. Das bringt mir aber die nötige Spannung. Und wenn es manchmal nicht funktioniert, schmeiße ich eine Sache beiseite, bis ich wieder Lust verspüre. Der Zeitdruck bringt auch die nötige Disziplin, dranzubleiben.
Vor kurzem fand ich Stickereiproben meiner Mutter auf einem Leinentuch aus den fünfziger Jahren. Das weckte mein Interesse für gestickte Motive auf Stoff für Vorhänge oder Bilder. Ich werde probieren, es erinnert mich an meine Kindheit in der Nähstube meiner Mutter.
Für all die Arbeiten auf den unterschiedlichen Materialien treibt mich die Lust am Zeichnen und Illustrieren.
Du hast in den letzen Jahren viele Bücher gestaltet, welche sind deine liebsten?
Auch da würde ich mich jetzt nicht auf ein Lieblingsbuch beschränken.
Seit circa 20 Jahren illustriere ich Bücher und Dominique gestaltet sie und nur so, wie wir es mögen, ein starkes Gefühl, frei von Beschränkungen zu sein.
Die Zusammenarbeit mit meiner Schwester an unserem Kochbuch hat mir extrem viel Spaß gemacht, da ich verträumt in meine Kindheit fiel. Ich zeichnete mit Buntstiften in großer Heiterkeit. Selbst meine Familie wurde bebildert, ganz unauffällig. Das Kochbuch ist nicht nur eine Sammlung von Rezepten, es erzählt auch auf wunderbar leichte und humorvolle, gut recherchierte Weise Berliner Geschichten, Anekdoten rund ums Essen.
Wir sind ja echte Berlinerinnen, es ist wirklich authentisch und im Verlag Jacoby und Stuart bestens aufgehoben.
Die neunteilige Kinderbuchreihe "Geschichten aus dem Alten Testament“ haben wir selbst einem Verlag vorgeschlagen, eine Buchidee mit Herzblut.
Lieblingsautoren meiner Wahl wie Roger Willemsen, Sibylle Berg, Alina Bronsky, Thomas Brussig, Wladimir Kaminer usw. erzählten eine Geschichte aus dem Alten Testament, neu verpackt, eine frei erfundene Geschichte, in Anlehnung an die wenigen Zeilen im AT.
Roger Willemsen befasste sich mit dem traurigen Schicksal Hiobs und Thomas Brussig erzählte eine phantastische Story über die Sprachverwirrung beim Turmbau zu Babel, den kleinen Angeber Nujut, den Baumeister, der den Turm zum Einsturz bringt.
Und alle guten Dinge sind drei, das kleine Büchlein „Der Tod der schönen Rehböcke“ erschien in der Büchergilde Gutenberg.
Ich war 21 Jahre alt, las das Buch von Ota Pavel, einem fast vergessenen, früh verstorbenen, jüdischen, tschechischen Autoren und mir kamen die Tränen. Es ist eine rührende Liebeserklärung an seinen Vater, den grandiosen Hausierer von Kühlschränken und Fliegenfängern, den gewitzten Karpfen- und Kaninchenzüchter, der es als Jude schafft, selbst die deutschen Besatzer übers Ohr zu hauen.
Nach fast 30 Jahren konnte ich den von mir geliebten Verlag für die Neuauflage des Buches begeistern.
So entstand ein kleines, fein gestaltetes Büchlein mit stillen Bleistiftzeichnungen zu herzzerreißenden Texten.
Zur Zeit arbeitest du hauptsächlich mit und an Porzellan, wie ist es dazu gekommen? Was macht für dich die Magie des Mediums aus?
Porzellan beschäftigt mich bewusst seit meinem 18. Lebensjahr.
Nach meinem Abitur hatte ich die Möglichkeit, ein zweijähriges Praktikum in Meißen zu durchlaufen. Das war eine extrem intensive Zeit; ich konnte mich auf alle Prozesse der Porzellanherstellung konzentrieren. Ich habe zwei eigene Formen entworfen, eine Deckelvase und eine Dose, die, unbescheiden erwähnt, heute noch sehr modern erscheinen. Das Drehen der eigenen Formen aus Gips, ein sehr langer Prozess für mich, war Quälerei und Befriedigung zugleich.
Morgens 6.30 Uhr begann meine Arbeit, das war nicht leicht für mich. Aber das Porzellan forderte mich heraus und mit der Zeit begann ich es wahrhaft zu lieben. Ich durfte meine Dose und Vase in eine Form gießen, um sie dann zu vervielfältigen. Wie aufregend das war! Es entstanden meine eigenen Designs unter fachlicher Beobachtung der Absolventen der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle, die dort experimentierten. Das war eine tolle, kreative Stimmung. Im letzten Teil meines Praktikums konnte ich meine Stücke bemalen.
Leider habe ich kaum Belege, ich war so stolz auf die Ergebnisse, dass ich fast alle Dosen und Vasen verschenkte. Meine Mutter hat mir zum letzten Geburtstag meine eigene Dose zurückgeschenkt, sehr komisch.
Das Von Hand-bemalen reizte mich sehr, kein Teller, keine Tasse glich der anderen, es waren Unikate. Mein Wunsch war klar, ich wollte
Produktdesign an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee studieren. Doch es kam ganz anders: Ich lernte meinen Partner kennen und änderte meinen Wunsch. Ich studierte Grafik und Illustration. Nach meinem Studium ging ich dann aber doch noch in der Produktwelt auf. Als Illustratorin entwarf ich Designs für Service für die Rosenthal AG. Ich mochte es, vor Ort in Selb mit internationalen Künstlern zu arbeiten, welch ein Glück, noch Philipp Rosenthal kennen gelernt zu haben. Ich gestaltete einen VW Bus, entwarf italienische Seidentücher, schwedische Stoffe für Kinnasand, Teppiche für JAB Anstoetz und stattete feine Räume mit selbst entworfenen Teppichen aus usw. Nach einigen Jahren begann ich eine Zusammenarbeit mit Florian Langenscheidt, ein Meyers Taschen Lexikon zu gestalten. Die Buch-Ära begann und zog mich für weitere Jahre in ihren Bann.
Vor etwa drei Jahren, eher aus einem Zufall heraus, fand ich im Keller weiße Serviceteile, Belege von meiner Arbeit mit Rosenthal. Ich nahm eine Kanne zur Hand und bemalte sie mit Porzellanmalstiften, die man im Bachofen brennen kann, um sie haltbar zu machen. Damit begann mein Interesse, mich wieder mit diesem genialen Material zu beschäftigen. In der Corona-Zeit verfeinerte ich meine Handwerklichkeit, ich bestellte Pigmente, Gold, Malmittel, probierte und sammelte schöne, alte Porzellanteile über Ebay oder auf Trödelmärkten. Vor zwei Jahren zeigte ich die entstandenen Kannen, Tassen, Teller und Schalen meinen Freunden und Bekannten, schön präsentiert in meiner Wohnung. Es gefiel und bestärkte meine neue Idee, dies professionell zu versuchen. Daraus wurde ein Spaß-Lieblingsprojekt. Jetzt kooperiere ich, wie schon erwähnt, mit Melanie Dal Canton und ihrem sehr feinen Geschäft im Prenzlauer Berg.
Meine Idee: Ich schreibe Geschichten auf Porzellan. Filme, die mir am Herzen liegen, inspirieren mich für die Motive. Zum Beispiel finde ich Bilder für Filme von Kelly Reichardt oder Casablanca, Pulp Fiction... Es entstehen kleine Serien, bestehend aus Tasse, Teller und Kanne oder nur Wandteller oder, oder... Es ist ein großes Spiel und ein Mix von Porzellanstücken, ausgesuchter, gefundener Formen, die mir gefallen. Diese Serien haben die Titel des jeweiligen Films, deren Sequenzen ich auf das Porzellan fixiere.
Es entstehen auch gemalte „Tapeten“, passend zu den Porzellanen, farblich, wie thematisch. Ich entdecke gerade eine kleine Nische, noch weiß ich nicht genau, wohin die Reise geht. Ich lasse mich treiben, da wächst etwas wie in einem Garten, der am schönsten ist, wenn man ihn gewähren lässt; nur das Nötigste beschneidet. Dann wird er üppig und prächtig. Ich bin selbst gespannt auf die nächste Zeit.
Wo kann man deine Arbeiten kaufen?
Man kann das von mir bemalte Porzellan im Geschäft von Melanie Dal Canton MDC cosmetic und MDC next door kaufen. Das Ladenkonzept von Melanie ist ganz wundervoll, Sie verkauft die feinsten Düfte, hochwertige Pflegeprodukte von wenig bekannten und auch luxuriösen Unternehmen. Die Läden selbst sind ein wahres Erlebnis, sie machen Lust darauf, viele schöne Dinge kaufen und auch verschenken. Man findet nicht nur
Wohlfühlprodukte, auch einzigartige Porzellane von Ginori, hauchdünne, bezaubernd schöne Keramiken von Astier de Vilatte und jetzt auch Porzellane exklusiv von mir. Toll!
Einmal im Jahr organisiere ich einen kleinen Salon in meiner Wohnung, lade Freunde und Liebhaber meiner Porzellane ein. Und nebenher baue ich meinen Onlineshop (www.kitty-shop.com) auf. Er startet noch in diesem Herbst.
Wer sind deine Helden?
Das ist eine schöne Frage. Fast habe ich das Gefühl, dass sich meine Helden immer wieder auch verändern. Meine Helden regen mich an, beeinflussen mein Tun, bestärken mich und ich bewundere ihr Werk, ihre mutige, kraftvolle Haltung, ihre Authentizität.
Da kommen mir sofort so wichtige Heldinnen in den Sinn, wie Greta, Anne Frank und die unermüdliche, zauberhafte Französin Bènèdicte Savoy, die um die faire Rückgabe geplünderter Kolonialkulturgüter kämpft.
Im Moment verehre ich Kelly Reichardt, die amerikanische Filmvirtuosin. Sie inspiriert und berührt mich durch ihre Konzentration, Intensität und Ruhe. Eine Heldin für mich.
Die polnische Nobelpreisträgerin für Literatur Wislawa Szymborska schrieb so eindrückliche witzige, ironische, intellektuelle, aber auch so verständliche Gedichte, dass es mir das Herz zerreißt. Ich fühle eine starke Verbindung zu ihr und trage ihre Bilder in meine Welt.
Da ich mich zur Zeit intensiv für Filme interessiere, denke ich an Frances McDormand, sie ist unprätentiös, nur sie selbst, distanziert sich von Hollywoodcodes. Sie ist fast in meinem Alter und sie gibt mir Kraft in meinem Älterwerden. Und eine ganz besondere Heldin ist meine Mutter, die mir so viel gegeben hat, Handwerk, Geduld, Präzision, Kraft, Humor, Empathie und Sinnlichkeit, mein Leben.
Was tust du wenn du Zeichenblockaden hast oder gibt es sowas bei dir nicht?
Zeichenblockaden habe ich natürlich auch. Beginne ich ein neues Projekt, sitze ich vor dem weißen Papier oder auch vor dem Porzellan oder vor etwas Anderem und habe Angst. Ich brauche immer wieder Mut und Energie, den Passenden flow zu finden. In diesen Momenten muss ich Entscheidungen treffen für die nächsten Monate. Bei meiner Graphic Novel zum Beispiel brauchte ich Tage, fast Wochen, um mich für mein Farbkonzept zu entscheiden, für das Format, für das Malen per Hand oder das Einlegen der Farbe per Computer. Es kommt nicht selten vor, dass ich am Ende der Arbeit am Buch die ersten Seiten, die etwas zögerlich wirken, noch einmal zeichne.
Die Gedanken und Vorstellungen sind mächtig, es aber in die Tat umzusetzen erfordert Leichtigkeit und Unbefangenheit. Das Drängende, Absichtsvolle ist sichtbar. Der Prozess kann quälend sein, ich werde ungeduldig, ungerecht, zickig.
Also, Zeichenblockaden gehören zu meinem Beruf dazu. Am besten, ich gehe aus und lasse den Kampf hinter mir. Amüsieren, Ablenken ist das beste Heilmittel für ein paar Stunden.
Aber wenn es einmal läuft, dann geht es meiner Seele gut. Und dann denke ich, wie großartig doch mein Beruf ist, ich würde alles wieder genauso tun.
Wohin geht deine nächste Reise?!
Ich habe noch nichts geplant. Durch Corona sind meine Reisen mit dem Goetheinstitut weggebrochen.
In den letzten Jahren habe ich die Welt gesehen, durch Corona sehe ich das Reisen mit anderen Augen. Erschreckend, dass mich erst eine Pandemie aufwecken lässt. Ich liebe Mallorca, meine Freundin hat dort ein kleines Häuschen in einer wunderschönen Gegend mit grandiosem Blick. Es reizt mich sehr, dort auszuspannen, aufzutanken. Aber ohne zu fliegen, kann ich die Insel nicht erreichen. Ein echter Konflikt auch mit Israel, ein Teil meiner Familie lebt dort. Schrecklicher Gedanke, meine Absicht zu verwirklichen, nur noch mit Bahn und selten mit dem Auto zu fahren.
Hier findet ihr Kitty Kahane:
Bilder & Interview: Jules Villbrandt