Endlich ist er vorbei, der Sommer. Endlich ist das ständige Warten auf den nächsten heißen Tag vorbei, auf die nächste Möglichkeit zum Tragen von kurzen Hosen und Röcken, auf die nächste Fahrt an den See oder das Meer. In den Bergen hängen keine Gewitter mehr, die Hitze in der Stadt ist vergangen und die auf einen Spätsommer hoffenden Augen der begegnenden Menschen sind der tristen Akzeptanz des frühen Herbstes gewichen.
Die Banalität des Wetters in Berlin zieht all die herunter, die sich einen heißen und möglichst langen Sommer wünschten und bitter enttäuscht wurden. Es folgen Reaktionen, die sich überall ähneln. Eine Vielzahl der Menschen um mich herum mosert über die Unmöglichkeit des Wetters in den Monaten, die eigentlich gemacht zu sein schienen, ein Übermaß an Aperol Spritz, Nacktheit im Park und Sonnenbrand zu generieren.
Wer konnte, der entfloh der Tristesse, versuchte dabei dann die wenigen wirklich heißen Tage in Berlin mitzunehmen und den Rest in Regionen zu verbringen, die eben obiges Lebensgefühl zu großer Sicherheit propagieren. Brutzeln bei 35 Grad am Pool, den Drink in der Hand, im Hintergrund plärrt das örtliche Radio und versucht mit durchdringender Wiederholung bestimmter Lieder, die sowieso schon gesteigerte gute Laune in die höchsten Höhen zu bewegen. Kein Berg ist zu hoch, keine Laune zu tief, die ein Sommerhit nicht durchdringen kann.
Ich wiederum genieße den Regen und die sanften Brisen, die die Kühle in der Stadt mit sich bringt. Die Möglichkeit im späten August schon wieder einen Mantel tragen zu können, löst bei mir eher Jubel als Tränen aus. Aber auch Tränen sind gestattet und kommen vor diesen Sommer, schließlich kommen selbst bei einem musikalischen Hinterwäldler wie mir die Gute-Laune-Songs dieses Sommers an. Leider selbst die, die bereits seit Monaten geklickt, gehört, verteufelt und geliebt werden. Und was soll ich sagen über diese tollen, in Optimismus getränkten Songs. Ich mag sie nicht.
Für den geneigten Rezipienten dieser Kategorie wird dies keine Überraschung darstellen, zumindest hoffe ich es. Und obwohl ich kein Fan dieser Songs werde, finde ich das Konzept des Sommerhits ein durchaus wünschenswertes. Ähnlich der Weihnachts- und Winterlieder, bieten sie eine Erinnerung an Zeiten, die den einzelnen Menschen aufwühlen, in positiver wie auch negativer Hinsicht. Nun bedarf es, in Zeiten der wiederkehrenden, frühen Dunkelheit, in Zeiten der Tristesse, in Zeiten des Regens, Windes und des Wandels, positiver Assoziationen. Wenn ein Sommerhit dies liefern kann #warumnein?
Der Deutschlandfunk Kultur ging vor kurzem der Frage nach, was eigentlich ein Sommerhit ist, welchen Nutzen er hat und wie diese im Jahr 2017 dann so aussehen. Die Lösung schien einfach zu sein. Bisschen off-beat, bisschen Latin-Einschlag und spanische Vocals. Vier Silben reichen zur Erschaffung von lachenden und glücklichen Gesichtern.
Nun ist es bei Weitem nicht in meinem Interesse Sie, lieber Rezipient, mit banalen Sommerhits der Nullerjahre oder gar den, nicht näher erwähnten, diesjährigen Hits zu belästigen. Vielmehr möchte ich Ihnen Alternativen bieten. Zeigen Sie Geschmack, indem Sie diese Playlist rauf und runter hören, die Songs kaufen, sie sich wünschen, weiterempfehlen und sie diese alsbald bereits zu neuen Sommerhits des Jahres 2018 erklären. Lassen Sie sich ruhig die Sonne aus dem Popo strahlen, indem Sie diese Songs hören.
Text & Playlist: Philipp Priebe