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Jedes Land hat seine Ikonen, die einfach jeder kennt. In Dänemark ist eine davon Bjørn Wiinblad, ein Künstler mit unermüdlicher Schaffenskraft, ob Geschirr aller Art, Poster, Teppiche, Hoteleinrichtungen, Kostüme oder ganze Bühnenbilder, es gab nichts was Bjørn Wiinblad nicht reizte mit seinen Frauenfiguren zu verzieren. Insbesondere dem Ballett und der Oper galt sein Interesse, und an seinen lebhaften Abendgesellschaften nahmen auch bekannte Schauspieler und Theaterdirektoren teil. Wiinblad kreierte die fantastischsten und schönsten Komplettlösungen mit durchgehendem Thema für Szenografie, Kostüme, Plakate u. a. – sowohl in Dänemark als auch im Ausland.
Bjørn Wiinblad wurde 1918 in Kopenhagen geboren. Schon sehr früh zeigte sich sein Talent, fantasievolle Welten zu erfinden und zu zeichnen. Im Alter von 17 Jahren begann er eine Lehre als Typograf, erkannte aber schnell, dass sein Interesse eher einer künstlerischen Laufbahn galt. Nach der Lehre wurde er an der Königlich Dänischen Kunstakademie im Fachbereich Grafik aufgenommen. Obwohl Bjørn Wiinblad aus Kopenhagen kam und dort ausgebildet wurde, war sein Stil alles andere als dänisch. Und während in Dänemark der Funktionalismus wütete, ging Bjørn Wiinblad einen völlig anderen Weg mit gekräuselten Motiven, vielen Farben und romantischen Universen.
Wiinblad war ein wahrer Lebemann und liebte Gesellschaft und Partys. 1957 wurde Wiinblad Designchef der preisgekrönten deutschen Porzellanmarke Rosenthal, was ihm weiteren internationalen Ruhm und einen gewissen Lebensstandard einbrachte. Anlässlich der Einführung neuer Kollektionen reiste er gerne durch Europa, und die Menschen standen Schlange, um Gegenstände von Wiinblad signieren zu lassen. Wiinblad reiste dabei selten alleine. Meist lud er andere dazu ein, ihm während der Reise Gesellschaft zu leisten.
Bjørn Wiinblad besaß viele Häuser und Wohnungen in Dänemark und Europa, doch sein Herz schlug für 'Das Blaue Haus'. Bjørn Wiinblad kaufte das gemütliche Holzhaus von der schwedischen Kunsthandwerkerin Brita Drewsen im Jahre 1966 und lebte bis zu seinem Tod 2006 darin. Das Blaue Haus in Kongens Lyngby diente nicht nur als offenes Künstlerzuhause, sondern auch als lebendige Werkstatt für Keramiker. Es wurde nach seinem Tod nicht verändert und präsentiert sich heute noch so wie damals. Das Blaue Haus ist in jeglicher Hinsicht Ausdruck für Wiinblads Maximalismus und Lebensfreude und eine wahre Explosion von Sinneseindrücken.
Der fleißige Arbeitgeber Wiinblad
Bjørn Wiinblad arbeitete immer und schlief sehr wenig. Die Arbeit verlieh ihm neue Energie. Ideen und Produktionen sprudelten nur so, durch seine zahlreichen Kontakte und seine große Schaffensfreude ließ er sich zu übermäßigen Versprechungen hinreißen. Gleichzeitig war er sehr ehrgeizig. „Es wird einem nichts geschenkt“, bekamen seine Angestellten häufig zu hören. Wiinblad hatte aber Freiraum genug, um kreativ zu sein, da sich viele Angestellte um die Formung und Bemalung sowie seinen Haushalt kümmerten. Außerdem entwickelt er eine Art Malen-nach-Zahlen-System (oben links), welches die Arbeit erleichterte.
Das Blaue Esszimmer
Ein ganz besonderer Raum ist ´Das Blaue Esszimmer´ (unten), in dem Wiinblad Prominente aus dem In- und Ausland empfing, darunter Lulu Sigler, Marguerite Viby, Erik Brandt und Arnold Schwarzenegger. Abend für Abend wurde zum Abendessen eingeladen, mit Bjørn Wiinblad als großzügigem Gastgeber im Mittelpunkt. Es ist kein Geheimnis, dass der Chamapgner und Weißwein (er mochte keinen Rotwein) in Strömen geflossen sein soll.
Der Salon
Die 700 Quadratmeter – mit zahlreichen geheimen Räumen und Kammern – sind mit fantastischem Interieur eingerichtet, darunter einer großen und vielfältigen Sammlung von Kunst aus aller Welt sowie Büchern vom Boden bis zur Decke. Meist las er fünf Bücher gleichzeitig. All dies zeugt von einem volkstümlichen, intellektuellen Multikünstler. So vielfältig seine Kunstsammlung war, so vielseitig war auch sein Kleiderschrank: Maßgeschneiderte Anzüge und eine Krawattensammlung von Chanel bis YSL hängen noch heute in seinem Schrank. Zuhause im Blauen Haus trug er jedoch am liebsten Kimono.
Die Werkstatt
Die Frauen – ein durchgehendes Motiv
Eva, Cæcilia, Bolette, Celestine, Dyveke. Die Frauen waren ein durchgehendes Motiv in Bjørn Wiinblads Universum und Produktion. Seine Frauen brachten vielfältige Gefühlsnuancen zum Ausdruck, ihre Augen – und nicht zuletzt ihr Blick – waren stets etwas Besonderes. Normalerweise schauten sie offen und neugierig drein, aber auch niedergeschlagen, traurig oder mystisch. Die Augen hatten eine ganz besondere Bedeutung für Wiinblad und er malte sie stets selbst, obwohl er viele Angestellte hatte. Die Persönlichkeit der Frauen drückte er auch durch wilde Köpfe und seltsame, rosenkohlartige Ohren, kurze Arme, kleine Brüste und eckige Nasen aus. Sie waren eben echte „Wiinblads“. Wer Lust auf eine moderne Version von Wiinblad's Porzellanen hat, wird bei der Designmarke Bjorn Wiinblad Denmark fündig, die die Rosendahl Design Group vor 2 Jahren ins Leben gerufen hat.
Es besteht die Möglichkeit das Blaue Haus zu besuchen! An dieser Stelle gilt ein großer Dank an Bente Fallinge von der Rosendahl Design Group sowie Eva und Rene Schultz, die als Nachbarn und langjährige Vertraute Bjørn Wiinblads uns eine großartige Führung gegeben haben. Das Blaue Haus ist zwar nicht allgemein öffentlich zugänglich, Vereine und größere Gruppen können jedoch auf Anfrage einen Besuch vereinbaren. Personen aus dem direkten Umfeld von Bjørn Wiinblad werden durch das Haus führen und Geschichten und Anekdoten aus dem fantastischen Leben des Künstlers erzählen. Der Mindestpreis für einen Besuch beträgt DKK 2.000 inklusive Führung und gilt für bis zu 16 Personen.
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